In der Hitze der Nacht |
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Zum 50. Vereinsjubiläum machte der 20. Sommernachtslauf des Vfl Bellheim seinem Namen alle Ehre. Es war eine Sommernacht, sie wie im Buche steht. Nicht nur einfach lau, nein, richtig heiß war’s, als um 19.30 h 1.155 LäuferInnen auf die 25 km lange, aber mit 15 aufaddierten Höhenmetern doch sehr flache Strecke geschickt wurden. Noch um 21 h MESZ zeigte das Thermometer an einer Bank im Vorbeilaufen 31°C an und selbst nach Ende der Veranstaltung weit nach Mitternacht wurden noch 24° C gemessen. Abkühlung fühlt sich irgendwie anders an. Aber sowohl die Bellheimer als auch die vielen Pfälzer in den übrigen zu durchlaufenden Örtchen reagierten mit massenhaft Wasserwannen, Gardena-Läuferduschen und Gartenschläuchen. Wer jede dieser Erfrischungsstationen mitnehmen wollte, mußte schon einen richtige Slalom hinlegen. Schon vorm Start waren kistenweise Schwämme verteilt worden und viele hatten ob der Temperaturen eine Mütze auf, die die Wasserverdunstungskühle nach unten auf die Kopfhaut abgibt. Viele nutzen die ungewöhnliche Streckenlänge zur Vorbereitung au feinen der vielen anstehenden Herbstmarathons und so waren auch dieses Jahr wieder Heerscharen von angehenden Debutanten und –onkel auf der Strecke – die Teilnehmer von „mein-erster-marathon.de“ bereiten sich traditionell auf den Badenmarathon im nicht weit entfernten Karlsruhe vor. Sie alleine stellten 7 Frau- und 13 Mannschaften à 3 Personen. 1.106 waren letztlich im Ziel, ein Ausfall von nur 49 LäuferInnen ist relativ gering, wenn man bedenkt, daß viele schon bis km 6 Vernunft oder sonstige Bremsen walten ließen und ausstiegen. Erst nach 6 km verläßt man nämlich nach zwei unterschiedlich langen Dorfrunden die Straßen von Bellheim, um nach einer 18 km langen Runde durch benachbarte Pfälzer Dörfer wieder Bellheimer Boden und die Sohlen zu bekommen – dann aber gesäumt von Fackelschein. Die Stimmung in den Dörfern war auch dieses Jahr gewohnt gut, die Pfälzer sind halt ein feierfreudiges Völkchen. Zu einem schönen sonnigen Sommertag gehört auch ein toller Sonnenuntergang und wer Glück und/oder das richtige Tempo hatte, konnte die glutrote Kugel wahlweise hinter dem Pfälzerwald oder einer der Ortschaften versinken sehen. Zu trinken gab es, ganz wichtig, unterwegs ausreichend, auch wenn der als einzige Alternative zum Wasser angebotene ungesüßte Kräutertee nicht überall auf Gegenliebe stieß. Angesichts der späten Stunde und der Länge der Strecke wären Überlegungen, unterwegs hin und wieder Bananen, Brot o.ä. anzubieten, nicht die schlechtesten. Zielschluß ist laut Ausschreibung aus Sicherheitsgründen nach 2:30 h, aber da war man in Bellheim schon immer großzügig, in die Wertung kamen natürlich auch noch die 329 (also fast 1/3), die diese Marke knapp bis deutlich verpaßten. Die Pfalz ist halt auch dann nicht Südafrika, wenn die Temperaturen versuchen, das vorzugaukeln. Anläßlich des Doppeljubiläums hatte sich der Vfl noch eine kleine Überraschung ausgedacht und jeder 10. Finisher erhielt noch ein kostenloses T-Shirt. Wer sonst noch eins wollte, konnte es für 7,50 € käuflich erwerben. Als Sieger und damit ohne T-Shirt erreichte Rainer Nerding vom TV Hatzenbühl nach 1:28:10 h das Ziel. Der Pfälzer Marathonmeister 2003 unterstrich mit einem Vorsprung von über 2 min auch fast 5 Monate nach dem Erlaufen des Meistertitels eine gute Form. Jetzt ist für ihn aber erst mal Schluß mit dem Kräftemessen auf der Straße, denn die nächsten Wochen wird er beruflich auf der anderen Seite des großen Teiches verbringen – und dann vielleicht doch ein bißchen die US-Volkslaufszene aufmischen?! Nerding war nicht von Anfang an alleine losgeprescht, aber die übrigen drei des anfänglichen Führungskleeblatts Nerding/Klein/Dehaut/Gavan konnten sein Tempo irgendwann nicht mehr mitgehen und kamen auf den Plätzen 5, 6 und 9 ins Ziel. Zweiter wurde Wolfgang Schütz vom ULG TV Flein in 1:30:26 min. Unmittelbar hinter ihm lieferten sich Ironman Uwe Widmann aus Hofheim (er startet für das Suprema Team MTG Mannheim, war vor 3 Wochen 7. in Frankfurt) und Hans-Jörg Dörr aus Bad Dürkheim ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das Widmann mit 4 sec. Vorsprung für sich entschied. Er war ziemlich erbost über seinen Konkurrenten, den er erst gegen Ende eingesammelt hatte, weil dieser sich wohl über die gesamte Streckenlänge von seiner Frau auf dem Rad supporten ließ und so kein Sekündchen an den Verpflegungsstellen und Wasserwannen verlor. Sehr sportlich ist das nicht, wenn man um die vorderen Plätze mitläuft... Extrem deutlicher dagegen der Ausgang bei den Frauen: Einen erneuten, zu keinem Zeitpunkt angefochtenen Start-Ziel-Sieg konnte Isabella Bernhard von der TSG Maxdorf verbuchen. Sie erreichte als Gesamt-17. nach 1:38:32 h das Zielbanner. 4 Plätze nach ihr kam Ulrike Höltz (LSG Karlsruhe) mit 1:40:07 h. Sie war mit ihrem Lauf zufrieden, hatte sich das Rennen gut eingeteilt und konnte am Ende sogar noch mal gut zulegen – meinte aber, sie habe Isabella zu keiner Zeit vor sich gesehen. Dann kam lange Zeit nichts und dann kam als 108. Gesamt und 3. Frau die 58jährige Hildegard Pfeiffer von der LG Ried-Lampertheim in 1:52:23 h unter dem Beifall der vielen Zuschauer auf den letzten paar hundert Metern wieder am Schulzentrum in Bellheim an. Die Frauschaftswertung ging an die TSG Maxdorf vor der ersten Truppe von mein-erster-marathon.de und dem TV Rheinzabern. Bei den Männern gewann die LSG Karlsruhe vor den Kuchenbuffetischisten (die anschließend bei der riesigen Auswahl an Kuchen und Torten ihrem Namen alle Ehre zu machen versuchten) und dem LC Schifferstadt. Und weil nicht nur das Wetter und das Kuchenbuffet so schön waren, sondern auch das übrige kulinarische Angebot und das Ambiente wohl kaum einen Wunsch offen ließen, war’s schon lange Sonntag, als sich die letzten Sitzfleisch-Mohikaner auf den Heimweg machten. für laufreport im August 2003 |
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