Gottesanbeter?!

(Maus aufs Bild bringt noch weitere Erläuterungen)

küß mich, ich bin ein verwunschener Baum

Dieses Foto ist 1992 entstanden - damals habe ich eine Freundin in New York besucht und wir sahen diesen Menschen im Central Park. Mit der Lauferei und mit Sport überhaupt hatte ich wenig bis nichts am Hut und wir konnten uns so gar nicht vorstellen, was der da wohl treibt. Wir einigten uns auf "merkwürdige Art, zu beten" und genau deshalb habe ich überhaupt nur geknipst und mich noch viele Jahre köstlich über diesen "Baumanbeter" amüsiert. 

Inzwischen habe ich gelernt, daß der Mann Läufer (oder Jogger?) war und den Baum gar nicht anbetete - vielmehr hat er versucht, ihn umzustossen. Ich habe nämlich in den letzten 3 Jahren viele andere gesehen, die ganz merkwürdige Übungen vollführten, um die Götter des Asphalts, der Waldwege, der guten Ergebnisse und der weichen Muskeln gnädig zu stimmen. Baumumstossen ist nur eine der Aufgaben, die diese Götter vor die Erfüllung aller Wünsche gesetzt haben. 

hauuuuuuuuuuuuuuuu-ruck *ächz* - nun fall' schon vielleicht hilft ja gutes Zureden?
Manche versuchen, die Götter durch ulkige Verrenkungen zum Lachen zu bringen, andere wagen ein Tänzchen, das in manchen Bewegungen Michael Jackson alle Ehre machen würde - oder gehen gar vor den Göttern in die Knie, während sie gleichzeitig Räucherstäbchen anzünden.
und morgen zeigen wir Ihnen, wie Sie den Knoten wieder auflösen beat it! auf und nieder immer wieder
Ab und zu werden auch Läufer gesehen, die versuchen, Häuser und Autos aus dem Weg zu schieben, um vor allem den Göttern des Asphalts helfend unter die Arme zu greifen.
willst Du wohl Platz machen? mach' Dich weg, oder ich kipp' Dich um
Und dann gibt es noch die, die toter Mann spielen oder sonstige Tiere imitieren (hier dargestellt am Beispiel Elfe - oder wie heißt das Tier mit dem Rüssel?), damit die Götter glauben, ein gefundenes Fressen vorzufinden. 
ein Stück Fleisch auf der Picknickdecke?! pretty flamingo
Natürlich würde niemand der hier Gezeigten (und die unfotografiert Gebliebenen sicher auch nicht) jemals zugeben, was wirklich hinter den manchmal nicht besonders anmutig wirkenden Verrenkungen steckt. Eines haben sie alle gemeinsam: sie behaupten, zu DEHNEN (auf neudeutsch jetzt auch STRETCHEN genannt - vielleicht können die Götter ja kein Englisch). Dabei weiß doch nach ausführlicher Lektüre diverser Diskussionsforen im Internet jedes Kind, daß Dehnen völlig out ist. Aus sicherer Quelle weiß die Verfasserin dieser Zeilen, daß die Stretcher und Dehnerinnen (man dehnt allerdings sowohl innen als auch außen) behaupten, dies alles tun, um nicht am Ende einer hoffentlich langen Läuferkarriere als orthopädischer GAU zu enden. Ob das alles Ausreden sind und was nun wirklich hinter den gezeigten Bildern steckt, mag jeder Leser selbst entscheiden - oder einfach mal beim nächsten Volkslauf einen fragen, der sich auskennt - und gerade dabei ist, die Götter des Asphalts, der Waldwege, der guten Ergebnisse und der weichen Muskeln gnädig zu stimmen.

 

(für running-pur im März 2002)