Same procedure as every year!

 

Heiß ging’s her beim 5. Kreisstadtlauf von der neuen Main-Taunus-Kreisstadt Hofheim in die ehemalige, den Frankfurter Stadtteil Höchst. Aber das sind die WiederholungstäterInnen bei diesem Laufs schon gewohnt, denn die Temperaturen am Vatertag lassen die Quecksilbersäule im Thermometer immer deutlich über 20° C steigen. Bei den ersten vier Versuchen knallte der Startschuß immer erst um 11.30 h, diesmal konnte man sich mit der Kirchengemeinde in Frankfurt-Zeilsheim einigen: die Himmelfahrtsprozession nahm einen anderen Weg und so konnten die LäuferInnen bereits um 10 h auf die Strecke geschickt werden. Kühler angefühlt hat sich die Luft aber irgendwie trotzdem nicht.

 

Nach Veranstalterangaben waren 1.700 am Start, im Ziel kamen 1.484 an – anzunehmen, daß die nicht abgeholten Startnummer da abzuziehen vergessen wurden, eine solche Ausfallquote kann eigentlich auch bei Hitze auf einer doch relativ kurzen Strecke nicht hinkommen.

 

Gestartet wird am Hofheimer Untertor und schon nach wenigen Metern kommt eine der wenigen Steigungen der Strecke, es geht rechts ab und durch die Hofheimer Fußgängerzone. Hier ist es schon reichlich eng, um mich rum wurden Stimmen laut „das ist aber doch ein bißchen langsam hier“. Aber schon nach gut ½ km wird die Straße breit und wer überholen will, hat ab jetzt die Gelegenheit dazu.

 

Die schattenlose und schnurgerade Landstraße zwischen Hofheim und Zeilsheim, sonst selbst zur Rush-Hour eher eine Rennpiste, war für einige Minuten fest in Läuferhand. Wie gut, daß deutsche Autobahnen oft durch einen Gebüschstreifen von der Welt dahinter abgegrenzt sind. Wenn man auf der anderen Seite läuft, können sie gut als Schattenspender dienen – und so geschah es heute entlang der A66. Auch in Zeilsheim selbst konnte man immer wieder schattige Abschnitte finden. Am Ende des Orts dann eine ungewöhnliche Zuschauerkulisse: ein Zirkus hatte seine Zelte aufgeschlagen und entlang der Laufstrecke wunderten sich u.a. Elefant, Giraffen und Kamele über die vorbeiziehenden Menschenschlangen. In dieser Ecke Frankfurts gibt es aber kein wirkliches „zwischen den Stadtteilen“, Zeilsheim geht nahtlos in Höchst über, viel mehr die ehemaligen Farbwerke, heute „Industriepark Höchst“ genannt. Wir wurden durch eine Unterführung aufs Werksgelände geschickt, das eigentlich gar nicht für die Öffentlichkeit begehbar ist. Und so wurde auch ein Läufer, der, schon mit seinem eigenen Lauf fertig, Laufkameraden entgegenlief (wie man das halt so kennt), sehr unwirsch von einem Ordner zur Ordnung und wieder aus dem Gelände gerufen.

 

Hat man den Industriepark hinter sich, sind’s auch nicht mal mehr 2 km bis zum Ziel auf dem Höchster Schloßplatz. Ein Stück durch Höchst, ein Stück am Main entlang, scharfe Linkskurve – und nach 50 m Bergauf-Kopfsteinpflaster passiert man die Zielmatten auf dem schönen historischen Platz voller Kneipen vorm Höchster Schloß. Die Zielmoderation lag, wie jedes Jahr, in den Händen von Nicole Wolf von Wolfs Running-World. Die freiwilligen HelferInnen des OSC Höchst wirbeln, was das Zeug hält, um alle erhitzten Ankömmlinge schnell und ausreichend mit dem kühlem Naß namens Wasser zu versorgen.

 

Die Kür ist bei diesem Lauf immer besonders schön: auf dem Schloßhof wurden morgens um 8 h schon Stände mit diverser Läufer-Grundversorgung (Kuchen, Bratwurst, Kaffee, Eis, Bier, Softgetränke) aufgebaut, zur Unterhaltung spielten eine Band und ein amerikanischer Gospelchor. Die LäuferInnen und ihre Fans mußten sich nur noch irgendwo ein Sonnen- oder Schattenplätzchen suchen und den tollen Sommertag genießen. Schade nur, daß das Orgateam dieses Jahr erstmals nirgends Ergebnislisten aushängte, viele hätten gerne schon vor Ort erfahren, wie sie sich platzieren konnten.

 

Die jeweils ersten drei Frauen und Männer und die ersten bei den Rollifahrern haben es jeweils rechtzeitig erfahren, denn sie (und nur sie, Altersklassensiegerehrungen gibt es keine) wurden bei der Siegerehrung nach vorne gerufen. Und auch hier hatte man ein „same procedure“-Feeling. Bei den Rollifahrern siegte einmal mehr Uwe Herrmann aus Hofheim in 24:33 min, die schnellste Frau auf vier Rädern war Meyrem Tatar in 45:15 min.

 

Bei den Läufern schaffte Alexander Hempel (TV Rendel) den Hattrick: zum dritten Mal lief er beim Kreisstadtlauf ganz nach oben aufs Treppchen – wie letztes Jahr 5 Tage nach seinem Sieg beim 10er in Bergen-Enkheim. Er brauchte 33:42 min, der Zweite, Jose Silva, 6. beim Mainz-Marathon vor knapp 2 Wochen und Olympiateilnehmer in Barcelona 1992, war nur 4 sec. hinter ihm. Exakt eine Minute später folgte Stefan Wohllebe (TV Waldstraße Wiesbaden) auf Platz 3. Diese drei waren anfänglich ein eher merkwürdig anmutendes Rennen gelaufen, die Kilometerdurchgangszeiten lagen zwischen 3 min und 3:30 min, offenbar wollte keiner so richtig die Führungsarbeit übernehmen.

 

Auch bei den Frauen ein momentan im Rhein-Main-Gebiet gewohntes Bild: die Siegerin war hier die zweifache Olympiateilnehmerin Petra Wassiluk (LG Eintracht Frankfurt), die als 19. im Gesamteinlauf (incl. der Rollis) nach 37:07 min durchs Ziel lief. Einmal mehr zog sie der Konkurrenz auf und davon, Christine Rausch (LG Vogelsberg) kam nach 39:31 min bei Nicole Wolf an, Astrid Osterburg (ASC Rosellen/Neuss) brauchte 40:10 min. Vorjahressiegerin Claudia Hille war nicht mit an Bord, sie will am Sonntag in Regensburg Marathon laufen.

 

Der Erlös dieses Laufs geht übrigens an die von der Frankfurter Neuen Presse unterstützte Leberecht-Stiftung für behinderte Kinder und Jugendliche. Dank der Sponsoren und des komplett ehrenamtlichen Einsatzes vielen Helfern, des THW, der Polizei, des DRK u.a. kann ein Großteil der Startgebühren direkt weitergeleitet werden.

 

Die Ergebnisse werden unter http://www.lauf24.com/hkkl03/results/list_search.php im Netz zu finden sein. 

für laufreport im Mai 2003