Valleys
deep and the mountains so high |
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International ging’s wieder mal zu bei der 36. Bühlertaler Volkslaufveranstaltung, in deren Rahmen auch der 31. Hornisgrinde-Marathon ausgetragen wurde. Vieles ist traditionell in Bühlertal. So zum Beispiel die rege Teilnahme von LäuferInnen aus der französischen Partnerstadt Faverge an allen drei angebotenen Läufen, was alleine schon das Wort „international“ verdienen würde. Aber außer den Franzosen waren noch Italiener, Schweden, Schweizer und auch ein Amerikaner am Start. Dazu viele Laufbegeisterte aus Hessen, dem Saarland, Rheinland-Pfalz und anderen Bundesländern – die Baden-Württemberger können nicht nur alles außer Hochdeutsch, sondern ziehen offenbar auch noch alles an, was zwei laufwillige Beine hat. Ebenso traditionell ist der samstägliche Beginn der Lauftage. Um 17 h starten 885 m üNN die Halbmarathonis auf eine 2-Runden-Strecke, deren höchster Punkt sich 940 m über dem Meeresspiegel befindet. Einfach ist diese Strecke also nicht, auch wenn sie überwiegend im waldigen Schatten verläuft. Das einzige sonnige Stück, das durch einen schönen Ausblick in die Rheinebene entschädigt, verdanken die Läufer dem Sturm Lothar. So manche/r mag ihn an diesem Wochenende einmal mehr verflucht haben. Können Stürmen die Ohren klingeln? Mit 342 Finishern (388 Gestarteten) war der Halbmarathon 2003 deutlich stärker besetzt als im Vorjahr. Bemerkenswert ist für mich die mit sage und schreibe 3 Läufern besetzte Altersklasse M70, der älteste Teilnehmer war Jahrgang 1930. Die Laufzeiten mußten der für diese Höhe ungewohnten Hitze von über 30° C Tribut zollen, der Sieger, Hendrik Brandes vom TV Gernsbach, kam nach 1:21:52 h ins Ziel. Für die erste Runde hatte er noch 37 min gebraucht, die 2. Runde wurde für den Bühltertal-Newbie, der erst vor 3 Wochen seine Diplomarbeit abgegeben hatte und daher wenig Zeit in sein Training investieren konnte, zum Kampf ohne Ende. Er kam mit dem angebotenen Wasser nicht zurande und war froh, daß seine Freundin ihn vom Streckenrand aus versorgte. Sein hohes Anfangstempo verhalf ihm aber trotz seiner Probleme zu einem satten Vorsprung von über 2 min auf den Zweiten. DEN Zweiten gab es eigentlich gar nicht, auch wenn die Ergebnisliste einen ausweist. Dieter Böcherer (TV Herbolzheim), Stefan Sauer (TuS Großweier) und Horst Wohlschlegel (LG Geroldseck) hatten sich ca. 7-8 km vor dem Ziel zusammengetan, ohne sich vorher überhaupt zu kennen. Die 3 wechselten sich bei der Führungsarbeit ab und liefen – ja, so was gibt’s auch ganz vorne – Hand in Hand ins Ziel. Da der Zielkanal ein wenig eng für drei Leute war, passierten sie dessen Eingang leicht versetzt.. Die offizielle Zeitnahme notierte sie in einem Abstand von jeweils einer Sekunde nach 1:24:08-1:24:10 h. Nach 1:32:33 h war Astrid Hatt von der LG Geroldseck im Ziel. Die Mutter von noch kleinen Kindern hatte nach 10 km Krämpfe, konnte ihren Vorsprung aber auch mit lockerem Durchlaufen noch ins Ziel bringen. Entsprechend zufrieden war sie natürlich mit ihrer Leistung. Ihr nächstes großes Ziel ist die Triathlon-Langdistanz 2004 in Roth, wo sie auch 1994 schon am Ironman teilnahm – Wiederholungstäterin alle 10 Jahre. Skilangläuferin Franziska Müller (SC Önsbach) wollte nur einen Trainingslauf absolvieren, nachdem das Lauftraining bei ihr diesen Sommer zugunsten des Radtrainings gelitten hat. Nach 1:34:00 h war sie im Ziel. Nur 34 sec. hinter ihr kam die Vorjahressiegerin Gabi Anselment (TV Hatzenbühl), die trotzdem fast die gleiche Zeit hinlegte als 2002. Da sie lange verletzt war und daher auch relativ untrainiert ist, freute sie sich natürlich über Zeit und Platzierung. Bemerkenswert vielleicht noch Manfred Nock aus Achern. Der 21. der M35 hatte auf seinem Rücken ein Schild mit der Aufschrift „just married“. Morgens um 10.30 h hatte er geheiratet und das Hochzeitsgeschenk seiner Frau, die ganz in weiß mit einem Blumenstrauß an der Strecke stand, war die Teilnahme an diesem Lauf, weil er den so gerne läuft. Nach seinem Zieleinlauf stand dann für das Paar noch die Hochzeitsfeier an. Deshalb hatte sich Manfred auch nicht verausgabt und war eine für ihn lockere 1:45:01 h gelaufen. Am Sonntagmorgen steht dann am Hundseck am Rande der Schwarzwaldhochstraße um 8 h ein 10 km-Lauf an, bei dem dieses Jahr 189 Leutchen ins Ziel kamen. Die Strecke ist identisch mit einer Runde des Halbmarathons vom Vortag, nur daß hier Start und Ziel an einer Stelle liegen. Die drei Ersten hießen hier Francis Benkida-Ouidin (SC Önsbach, 34:53 min), Stéphane Avrillon (Esperance Favergienne, 35:50 min) und Olivier Burnet (Esperance Favergienne, 35:53 min). Die erste Frau kam ebenfalls vom SC Önsbach, heißt Manuela Siedler und brauchte 43:53 min für die hügeligen 10 km. Ihr folgten ihre Vereinskameradin Anja Knöpfel nach 45:16 min und Petra Schneider vom Hardtberg Running Team, sie brauchte 45:34 min. Und weil selbst wir Laufreporter nicht überall gleichzeitig sein können, gibt’s von diesem Lauf leider nur Ergebnisse und sonst weder Fotos noch Anmerkungen der SiegerInnen. Die
Hornisgrinde ist der höchste Berg im Nordschwarzwald - 1164 Meter.
Sie liegt auf dem gleichen Breitengrad wie Straßburg, und von ihrem
Gipfel aus hat man einen hervorragenden Ausblick über die gesamte
Umgebung. Ganz so hoch müssen die Marathonis aber nicht, die sich um 8.15
h auf den Weg machen, um 42,195 Kilometer durch den Hochschwarzwald zu bewältigen.
Start und Ziel liegen 890 m über dem Meeresspiegel, der tiefste Punkt ist
auf einer Höhe von 675 m. Aber auch diese relative Höhe verhinderte es
nicht, daß es schon morgens beim Start knackig warm war. Im Laufe des
Vormittags trieb die Sonne ihr grausames Spiel weiter und so wurden es
letztlich sicher 30°, die zu durchlaufen waren. Abends meldet der
Deutsche Wetterdienst: dieser Sonntag war der bisher heißeste Tag des
Jahres. Mir
war schon morgens ganz schwummrig beim Gedanken an die vielen Kilometer,
die da vor mir lagen, hatte doch Joachim Schuster, der quirlige Chef des
Ganzen und schon von Anbeginn an an der Organisation der Veranstaltung
beteiligt, mir am Vorabend noch erzählt, daß die ganzen 12 km, die’s
am Ende stetig bergauf geht, dank Lothar und einiger seiner Vorfahren so
gut wie kein schattiges Plätzchen für uns bereithalten. Um es vorweg zu
nehmen: manchmal ist es richtig gut, wenn und daß irren menschlich ist.
Der Wald ist dieses Jahr schon wieder so hoch- und zugewachsen, daß für
„gar kein Schatten“ doch recht große Teile des Waldes entlang der
Strecke die Sonne hinter sich versteckt hielten. Nach
dem Start heißt es aber erst mal: von nun an geht’s bergab. Der tiefste
Punkt der Strecke ist in etwa bei km 27 erreicht und bis auf paar kleinere
Anstiege führt die 100%-Waldstrecke immer nur nach unten. Auch der
Hornisgrinde-Marathon hat seinen Ho-Chi-Minh-Pfad, wenngleich dieser
kleine Bruder des Bieler Originals kein Blätterdach sein eigen nennt. Bei
km 25 hat man die Schwarzenbach-Talsperre (und die 5. Verpflegungsstelle)
erreicht und jetzt kommen die ersten richtig kräftezehrenden Sonnenstücke
zum Vorschein. 900 m geht’s entlang des Stausees (die anhaltende Hitze
zeigt auch hier ihre Folgen, der See ist relativ leer), an deren Ende 2
Kontrollposten sitzen und gucken, daß auch alles mit rechten Dingen
zugeht. 900 m zurück, noch mal Verpflegung und nun folgt ein Kapitel aus
der Geschichte „what comes down, must come up“ – es geht nur noch
bergauf. Meist zwar seicht, aber halt bergauf. Schön, daß Jo sich geirrt
hat, die Stücke, auf denen die Sonne erbarmungslos brennt, wechseln sich
mit Schattenpassagen ab. Man kommt sich vor wie in der Mikrowelle: heiß
– Pause – heiß – Pause............. Zum Glück ist es stellenweise
leicht windig. Auch wenn der warme Wind keine Abkühlung bringt, fühlt
man sich doch gleich viel erfrischter. Zusätzlich
zu den gut sortierten Verpflegungsstellen (erstmals in Deutschland finde
ich Brot auf den Tischen vor, meine neueste Lieblingslaufverpflegung
namens Bananenbrot kommt wieder zum Einsatz) sind in immer kürzeren Abständen
Wannen mit durchaus kühlem Wasser am Wegrand aufgestellt, in die man Mützen,
Schwämme oder einfach die Arme tauchen kann. Standen anfänglich die
Kilometerschilder im 5 km-Abstand an der Strecke, wird ab km 33,195 rückwärts
gezählt, mit dem Hinweis „nur noch 9 km“ beginnt die Schlußphase des
Marathons. Schon früh habe ich Matthias Göttel aus Kaiserslautern und
Manfred Hilgert aus Zweibrücken kennengelernt und wir hatten viel Spaß
unterwegs, halfen uns so gegenseitig durch die Hitze und die individuellen
Tiefs (na ja.. zugegebenermaßen hat Matthias keins, er lief erstmals rein
zum Genuß und völlig unter seinen Möglichkeiten, daher ganz locker),
rollten irgendwann das Feld ziemlich von hinten auf.
MarionPotschka-Herrmann, mit der ich losgelaufen bin, schloß immer mal
wieder zu uns auf, geht wieder verloren und kommt letztlich gleichzeitig
mit Manfred und mir ins Ziel, Matthias hat uns auf den letzten 4 km noch
knapp 5 min abgenommen. Dabei haben gerade die letzten 4 km es in sich,
die Steigung ab „nur noch 1 km“ gehört zu den wenigen asphaltieren
Streckenabschnitten und hat nennt ein 10%iges negatives Gefälle ihr
eigen. Traditionell
(da isses wieder) nehmen am Hornisgrinde-Marathon immer viele
Ultramarathonis teil, die diesen herrlichen Landschaftsmarathon in ihr
Sommertraining integrieren. Entsprechend familiär ist auch die Atmosphäre
vorm Start und bei der anschließenden Siegerehrung bei phantastischem
Kuchenbuffet und Maultaschen mit Kartoffelsalat. 271
waren heute trotz der Hitze im Ziel, der schnellste von ihnen waren Markus
van Ghemen, der die Strecke in 2:50:53 h bewältigte. Nach 2:53:28 h war
Uli Amborn aus Offenbach wieder am Hundseck, der damit auch gleichzeitig
1. der Altersklasse M45 wurde. Eigentlich wäre Uli lieber 2. geworden,
denn dann hätte er statt des gravierten Weinglases als Preis ein
Weizenbierglas ergattert. Nach einer Woche Ultra-Trainingslager in St.
Moritz, dem 19. Platz beim Oberstaufen-Marathon vergangenen Samstag und
ein paar Gläschen Rotwein am Vorabend war Uli aber wohl ganz zufrieden
mit seiner Platzierung. Jörg Hooß vom LTF Marpingen brauchte 2:55:17 h,
um das Ziel zu erreichen und wurde damit Dritter. Aber
selbst mit seinem dritten Platz kann er in der Familie nicht
„auftrumpfen“, denn seine Frau Tanja führte das Frauenfeld deutlich
an und siegte mit 3:07:22 h. Beide trainieren für die 100 km-DM in
Endingen am ersten Septemberwochenende. Die gerade ein Jahr alte Tochter
durfte aus Anlaß des heutigen Marathons erstmals auswärts übernachten -
wie das Zusammenspiel Oma-Enkelin ausgegangen ist, entzieht sich leider
den Kenntnissen der Redaktion. Erst 14 min nach Tanja lief Simone
Meininger von der LTG Kämpfelbach mit einer Zeit von 3:21:40 h über die
Ziellinie, ihr folgte die für den SSC Hanau-Rodenbach startende Anke
Drescher mit einer Zeit von 3:29:16 h. Anke scheint immer in Bewegung zu
sein und kam gestern mit dem Rad von Tübingen nach Bühlertal, um heute
ihren Rad-Weg nach Karlsruhe fortzusetzen. Der
Hornisgrinde-Marathon zeichnet sich aufgrund der Schönheit der Strecke
und der liebevollen Organisation dadurch aus, daß Jahr für Jahr viele
Wiederholungstäter an den Start gehen. So war z.B. Uli Amborn wohl zum
15. Mal dabei (so genau wußte er das gar nicht mehr), Laufreporter Ralf
Klink zum 13. Mal – und Siegfried Weißinger vom LT Südwest Karlsruhe
feierte gar sein silbernes Hornisgrinde-Jubiläum. Und ich denke, für
diesen tollen Lauf werde auch ich mein letztes noch verbliebenes
Marathon-Prinzip „jeden Marathon nur 1x“ unter das Motto „Ausnahmen
bestätigen die Regel“ stellen.
für laufreport im Juli 2003
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