Der Dertutnix

Kaum, daß das Wetter besser wird, die Tage heller und vor allem länger, begegnen sie sich natürlich wieder verstärkt: Läufer und Hunde, in der Regel mit Besitzer (die Hunde meine ich jetzt). Und alle Jahre wieder kommt’s zu Zusammenstößen: verbalen zwischen Läufer und Hundebesitzer, non-verbalen zwischen Läufer und dem ach so geliebten Vierbeiner. Letzteren in der Regel vor Ersterem. Nach drei Jahren des Laufens bilde ich mir oft ein, es den Hunden inzwischen einigermaßen ansehen zu können, ob sie mich behelligen oder einfach ungestört meiner Wege ziehen lassen. Meistens paßt das auch, manchmal aber auch nicht. Wenn’s nicht paßt, gibt’s zwei Arten von Hundehaltern: die einen halten ihre bellenden Begleiter fest und/oder bei Fuß, lassen mich passieren – und weiter geht’s dann hinter mir. Für die habe ich immer ein Danke übrig. Ich habe nämlich schon ganz normal im täglichen Leben jenseits der Laufstrecken eher Angst vor Hunden und um so mehr, wenn ich meine, durch ein erhöhtes Tempo eine nette Angriffsfläche zu bieten. Und dann gibt’s noch die, die meinen, sie oder vielmehr ihr Hund sei der ungekrönte König des Spazierwegs. Die wohl dümmste Ausrede für das Verhalten der Hunde ist meines Erachtens „er will doch nur spielen“. Ja bitte – wer fragt MICH denn? Ich will definitiv nicht spielen, sondern laufen. Und wenn ich spielen wollte, würde ich das lieber mit meinen Nichten und Neffen tun als mit wildfremden Vierbeinern. Ich weiß, daß es laufende Hundebesitzer (oder hundebesitzende Läufer, je nach Sichtweise) gibt, die jetzt wieder den Kopf über mich schütteln und „nicht schon wieder“ aufstöhnen – aber die haben ihre Hunde ja mit Sicherheit auch im Griff. Ich hatte mal bei einem Halbmarathon eine Diskussion mit einem laufenden Hundebesitzer (der war mit Sicherheit kein hundebesitzender Läufer), der seine kniehohe kraftstrotzende Promenadenmischung einfach wild durchs Läuferfeld rasen ließ und sich dann noch darüber aufregte, daß einige Mit-Läufer ihm sagten, er solle seinen Köter zurückpfeifen – daß andere Menschen Angst haben könnten, konnte er sich so gar nicht vorstellen. Passiert ist mir bisher beim Laufen noch nichts, auch wenn ich schon von Hunden gestellt wurde, deren jugendliche Besitzer es nicht schafften, diese von mir fernzuhalten. Aber letzten Endes haben sie mir nix getan, mich nur völlig aus der Fassung gebracht – ob sie nur spielen wollten, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.

 

Ich wünsche allen Hunden, Besitzern und LäuferInnen einen allzeit störungsfreien Aus-Lauf.

(für running-pur im März 2002)