Sabinchen war ein Frauenzimmer |
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.. in diesem Volkslied aus dem 19. Jahrhundert verliert die so besungene ihr Leben. Wieviel anders lebt es sich als Sabine im Jahr 2004! Heutzutage laufen Sabines massenweise Marathon – und das sogar noch an ihrem Namenstag, dem29. August. In diesem Jahr machten drei Sabines diesem Tag alle Ehre – und gewannen als Trio den Marathon von Emmelshausen nach Simmern. Seit
2001 wird der Hunsrück-Marathon nun durchgeführt und zwar dort, wo einst
die Dampflok schnaufte, nämlich auf der alten Bahntrasse der Hunsrückbahn.
38 km lang ist diese Trasse und jeder Kilometer ist markiert – heute heißt
sie nämlich „Schinderhannes-Radweg“ und ist, vor allem für Radler
und Inlineskater, 100% asphaltiert. In der virtuellen Touristeninformation
findet sich die Aussage „Höhenmeter:
Ohne Anstieg“. So ganz stimmt das aber nicht, auch wenn vom Start bis
zum Ziel des Marathons 120 „Tiefenmeter“ zu laufen sind. Der Kurs ist
leicht wellig, die Buckel haben es durchaus in sich, wie auch
Serienteilnehmer und Sieger der Jahre 2002 und 2004, Lokalmatador Peter
Christ, in einer Sonderbeilage der Rhein-Hunsrück-Zeitung zu vermelden
hatte. Die Dritte bei den Frauen, Dr. Sabine Weiß aus dem nahegelegenen
Rhens, hatte den Rad im Training scheibchenweise erlaufen und den
Streckenverlauf in den letzten Wochen bebildert auf ihrer Homepage www.renn-den-rennsteig.de
vorgestellt. Der Marathon startet um 9 h in Emmelshausen, führt dann über Norath, Pfalzfeld, Lingerhahn und Ebschied erstmal nach Kastellaun. Hier ist km 27 erreicht und gleichzeitig der Start der Halbmarathonis. Über Bell, Alterkülz, Neuerkirch-Külz und Keidelheim führt die alte Bahntrasse direkt weiter nach Simmern, wo auf dem Schloßplatz das Ziel erreicht ist. Bereits um 8.30 h waren die Inliner auf dieselbe Strecke geschickt worden, die Inline-Halbmarathonis um 8.45 h. Um die 21,1 km voll zu machen, müssen die Halbdistanzler nach dem Start eine 6 km lange Schleife durch Kastellauner Wohn- und Gewerbegebiete ziehen, hier sind auch deutlich die meisten Höhenmeter zu überwinden. Dieser Streckenabschnitt ist ziemlich öde und langweilig, die Bordsteinkanten für Kurvenschneider relativ hoch. Dann, nach neuerlicher Durchquerung des Start-Bogens, geht’s endlich auf den Radweg. Und von nun an dann auch fast nur noch bergab. Gut 2 m breit ist die Asphaltstrecke, überholen also jederzeit möglich. Aufgrund der für August normalerweise zu befürchtenden Temperaturen ist auch für ausreichend Versorgungspunkte gesorgt, an denen außer Wasser auch noch Iso und Ultra-Buffer sowie stellenweise Riegel angeboten werden. Cola oder Bananen sind Fehlanzeige – für Halbmarathonis natürlich kein Problem, aber für die Marathonis?! Vorbildmäßig ist die Nutzung wiederverwertbarer Plastikbecher Marke „Zahnputzbecher“, die es allerdings den Schnellen, die im Rennen trinken, etwas schwer machen dürften, genug Flüssigkeit unfallfrei bis in den Magen zu befördern. An der Strecke selbst dürften sich die Geister scheiden. Da sind die Einen, die meinen: „Wenn ich einen Landschaftsmarathon laufen möchte, brauche ich keine 42 überwiegend schnurgerade verlaufenden Asphaltkilometer“. Und dann sind da die Bestzeitenjäger, denen gerade eine solche Streckenführung sehr entgegen kommt, weil sie keine Lust auf große und laute Stadtmarathons haben und hier geradezu ideale Rekordverhältnisse vorfinden. Zum Glück sind die Geschmäcker verschieden und ist jeder Jeck anders. Eins jedenfalls ist sicher: landschaftlich hat der Hunsrück viel Grün zu bieten und die Strecke ist außerdem äußerst supportgeeignet, weil sie hin und wieder die Landstraße Richtung Simmern quert oder neben ihr verläuft. Der Sieger des Marathons ist in Simmern ein alter Bekannter. Neu-M40er Peter Christ hat bisher an jedem Hunsrück-Marathon teilgenommen. Nach seinem dritten Platz beim Debut mit 2:55:39 h verbesserte er sich 2002 auf Rang 1 und 2:41:35 h. Seine persönliche Bestzeit von 2:37:35 h reicht ihm 2003 „nur“ zu Platz 2. In diesem Jahr lief er mit 2:42:42 h wieder ganz nach oben aufs Treppchen. Von den ihm folgenden 300 männlichen Finishern war Roman Hoffmann aus Trier mit 2:49:26 h der Schnellste, gefolgt von Guido Metzen, der 251:07 h brauchte, um den Zielbogen zu durchqueren. Insgesamt blieben 8 Männer unter 3 h. Bereits auf Platz 8 im Gesamteinlauf und damit als einzige Frau unter 3 h lief „Sabine I“, nämlich Sabine Willberg aus Magdeburg nach 2:58:45 h über die piepsenden Matten von Mika Timing. Sie lag damit im Bereich ihrer Bestzeit, die sie vor einigen Jahren beim Hamburg-Marathon aufgestellt hatte. In den Hunsrück kam sie nur durch Zufall: Ihren ehemaliger Chef, mit dem sie sich gut versteht, hat es in diesen Teil von Rheinland-Pfalz verschlagen und auf der Google-Suche nach „Hunsrück“ warf die Suchmaschine auch den Marathon aus. So verband Sabine den Marathon mit einem Urlaub und einem Besuch beim Ex-Chef. Daß sie gleich auch noch Platz 1 belegte, freute sich natürlich umso mehr. Sabine II, Sabine Rech vom LT Horn-Laubach, war 2003 auf dem obersten Treppchenplatz, lief dieses Jahr 34 sec. schneller als im vergangenen und mußte trotzdem mit Platz 2 vorlieb nehmen. Äußerst zufrieden mit ihrer Leistung zeigte sich Sabine III. Sabine Weiß lebt in Rhens, arbeitet in Simmern und hatte auch einige KollegInnen zur persönlichen Ansprache und Darreichung von Colaportionen an die Strecke bestellt. Mit 3:19:34 h hat sie ihre persönliche Bestzeit um nur 38 sec verfehlt. Nach einer schwächeren ersten Hälfte bekam sie am Ende noch mal die zweite Luft und flog förmlich ins Ziel. Hinter den drei Ersten kamen noch 56 weitere Frauen ins Marathonziel. Unter den Siegerinnen des Halbmarathons findet man keine Sabine, dafür aber ausschließlich W35erinnen. Iris Walter vom TV Meisenheim brauchte 1:31:38 h von Kastellaun nach Simmern. Elisabeth Dillo vom TV Sobernheim kam knapp 2 min später, nach 1:33:09 h auf dem Schloßplatz an und Andrea Paetz, die weitere 250 Läuferinnen hinter sich ließ, war nach 1:34:48 h fertig mit ihrem Lauf. Der Name des Halbmarathonsiegers ist fleißigen LAUFREPORT-Lesern durchaus bekannt: Markus Grempchen vom 1. FC Kaiserslautern war deutlich erfolgreicher als seine Kollegen aus der Fußballabteilung. Er gewann die Konkurrenz in 1:14:50 h. Lokalmatador Christian Rötsch aus Emmelshausen brauchte exakt 59 sec. länger und Dirk Alt, wie die Frauen-Zweite aus Bad Sobernheim, kam nach 1:17:56 h auf dem Schloßplatz in Simmern an. 592 Läufer, wirft die Ergebnisliste aus, haben den Halbmarathon erfolgreich absolviert. Außer den beiden „großen“ Laufwettbewerben wurden sowohl Halbmarathon als auch Marathon als Walking- und Inliner-Wettbewerb angeboten, dazu kam ein sogenannter Fun-Run über 6,3 km: da war also für jedes Familien- und/oder Lauftreffmitglied etwas geboten. Die Siegerehrung fand dann in unmittelbarer Zielnähe in einem Zelt auf dem Schloßplatz statt, bei diversen Getränken und Futtereien konnten es sich die „Helden der Bahntrasse“ so richtig gut gehen lassen, bevor daheim vorm Fernseher der olympische Marathon angeschaut wurde. für
laufreport im
August 2004
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