(Untertitel: ja wo laufen sie denn?)
Ja, ich war auch dabei, beim 7. Jungfrau-Marathon 1999. Nein, ich bin nicht so "verrückt", diese Berge hochrennen zu wollen. Noch nicht, sagt manN, aber das tut hier nichts zur Sache J . Zusammen mit Bertram und Tochter Christiane habe ich die Distanz Interlaken kleine Scheidegg größtenteils per Bahn und mit dem Kopf zurückgelegt. Wir waren das passtschon98-Support Team 1999. Aber kaum weniger aufgeregt als Eric und die übrigen LäuferInnen glaube ich zumindest. Interlaken ist klein, die Atmosphäre gemütlich, das Wettkampffieber entsprechend ansteckend.
Samstagmorgen, 9.45 h, Interlaken.. ein Schuß und 6.400 Beine zucken über die Startlinie. Erst geht es eine Runde durch die Innenstadt und dann laufen sie alle aus der Stadt Richtung Berg(e). Ein paar Nachzügler kommen erst 10 Minuten später, die haben wir auch gerade noch so gesehen und belächelt, bevor wir, mit Fanschild bewaffnet, in den Zug nach Lauterbrunnen stiegen.
In Lauterbrunnen wars für uns noch richtig entspannend. Runter zum Parkhaus, in Laufrichtung rechts stehen, jubeln, Corny reichen. Das war die Anweisung für das Support-Team. Die ausgesuchte Stelle war goldrichtig (ein dickes Danke an Jochen), wir konnten nämlich von oben schon von weitem sehen, wo unsere Mädels und Jungs kamen. Vom ersten erhaschten Blick bis zum Kontakt warens noch locker 3 Minuten Lauf. Zu unserer Überraschung war Achim der erste, der grinsend an uns vorbeilief. Vor lauter "da isser ja" habe ich dann glatt auch noch vergessen, das obligatorische Foto zu machen. Nachdem Eric, Petra, Jürgen mit jeweils kleinem Abstand und dann auch noch Sabine, Gunter & Jochen als Trio zum Teil verpflegt an uns vorbei waren, nahmen wir unsere Beine unter den Arm und rannten zurück zum Bahnhof. Wir wollten ja rechtzeitig in der Allmend (ca. km 33, kurz oberhalb von Wengen) sein, um alle wiederzusehen und unsere Rücksäcke um Isostar, Müsliriegel und Powergel erleichtern. Unsere Aufregung wuchs, als wir drei Züge davonfahren lassen mußten, weil die so voll waren, daß wir keine Chance hatten, mitgenommen zu werden. Da begann dann die Rechnerei "Achim war 5 Min. vor Eric wenn wir den Zug um 12.05 h hoffentlich bekommen, können wir ihn noch schaffen." Wir waren kurzfristig erleichtert, als Bertram kurz vor Wengen vom Zug aus den langen Kerl mit schwarzer Kappe im Passtschon-Hemd entdeckte. Der brachte uns dann allerdings so richtig ins Schwitzen und Trudeln, als wir feststellen mußten, daß er inzwischen 25 min. zwischen sich und Eric, den inzwischen alle hinter sich gelassen hatten, gebracht hatte. Unsere grauen Zellen waren zum Computer geworden, der Zeiten und km rechnete und mit Zugabfahrtzeiten verglich. Und zwischen all dem Gucken, Rechnen, Jubeln und Rufen mußten wir sogar noch die Verpflegung vor irren Mountainbikern retten, die nichts besseres zu tun hatten, als zwischen den LäuferInnen rumzufahren und die Müsliriegel offenbar als Hindernisse nicht mal wahrnahmen.
13.27 h puh geschafft.. bis auf Colin hatten wir mit allen gesprochen (Sabine: "Sabine? Bin ich das?" Jochen: "wie weit ist Achim vor uns?"), Zwischenzeiten weitergegeben und saßen wieder im Zug letzte Etappe, rauf zur Kl. Scheidegg. Hatte ich vorher noch drüber sinniert, im nächsten Jahr das Trainingswochenende vielleicht doch mitlaufen zu wollen, blieb mir angesichts der letzten großen Steigung, die man vom Zug aus auf die Entfernung gut sehen konnte, doch leicht die Spucke weg und die Aufregung wuchs. Das Ganze erinnerte mich zudem sehr an meine Kindheit und die guten alten Karl-May-Filme. Die ganzen LäuferInnen wie an einer Schnur auf dem Grat oben und die Zuschauer kurz vorm Ziel auch noch am Wegrand, wir im Zug nicht weit entfernt mich hätte es nicht gewundert, wenn jemand mit Pfeil und Bogen auf uns geschossen hätte J . Auf der Kl. Scheidegg angekommen schafften wir es, mit schnellem Umweg über die Toilette (jaja.. ich bin halt ein Mädchen...) und kleinem Zwischenspurt hoch zum Ziel gerade so eben vor Achim aufzuschlagen. Genaue Zeiten wurden da nicht gestoppt, aber mehr als 5 min. können es nicht gewesen sein. 1003 Leute später war dann auch Eric im Ziel und es konnte gefeiert werden. So richtig juckte es wohl niemanden, daß es inzwischen zu regnen angefangen hatte, Sekt und Gipfelzigarren schmeckten auch leicht angefeuchtet.
Fazit aus Sicht einer Supporterin, die am Ende des Tages auch ohne Marathon geschafft war: WAS FÜR EIN TAG!!!! Karin Sommer würde sagen: "Das war die Krönung". Das i-Tüpfelchen für mich kam dann, als mir Gunter zum Abendessen sein heißerkämpftes und wunderschönes Finisher-T-Shirt lieh. Und selbst wenn wir die Passtschoner nicht gesehen hätten, so hätten wir sie gehört.. Kuhglöckchen am Schnürsenkel haben schon dafür gesorgt, daß dem Motto "Wenn wir schon nicht gewinnen können, müssen wir wenigstens auffallen" auch in der Schweiz treu geblieben wurde.
Ein Tip noch für die "Kollegin" aus Wiesbaden (so sie dies hier irgendwann mal lesen sollte), die sich beim Zielspeaker so bitter via Lautsprecher darüber beklagte, daß sie ihre 5 Männeken gar nicht so richtig fotografieren konnte, weil die Logistik nicht klappte: Organisation ist alles! Das Ganze war vom Orga-Komitee auch so gut vorbereitet, daß wir es einfach schaffen KONNTEN, 2x Tour-de-Jungfrau-Service-Team zu sein und noch am Ziel zu sein, bevor der Erste einlief.
Nächstes Jahr wäre ich auf jeden Fall gerne wieder dabei, wenn der Berg ruft. Wos binni froh, wanni wiada obi bin!!!
made by Gabi ® für passtschon98, im September 1999