Allez allez, bonne courage |
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Auf der
Hinfahrt fuhr ich durch alle möglichen Wetterlagen. 33 km vor Lausanne
prasselte Hagel auf meine Windschutzscheibe und am Genfer See lachte die
Sonne vom blauen Himmel runter. Also schnell Zimmer okkupiert und dann
stand schon der erste Spaziergang entlang des Sees auf dem Programm – es
waren nur 2 km bis zur Marathonmesse / Startnummern-Ausgabe. In der Halle
angekommen, war erst mal ein langer Weg über diverse Treppen zur
Nummernausgabe. Einziger Nachteil der wirklich gut organisierten
Abwicklung: die Helferinnen sprachen tatsächlich nur französisch. Wie
immer in der Schweiz bekam man (ohne Leihgebühr) extra für diesen Lauf
einen Chip ausgehändigt, das orange Marathon-Shirt gab es dann im Rahmen
der kleinen Messe.
Sonntagmorgen, kurz vor 10 Uhr: in einem Park nahe des Starts wird sich warmgelaufen, unter Anleitung Gymnastik gemacht und vor den Dixies aufgestellt. Und hier läuft mir dann plötzlich Tegla Loroupe über den Weg. Ich hatte mich nicht über die Starterliste informiert und freute mich, Tegla zu sehen, wußte ich doch, dass ich sie auf der Wendepunktstrecke noch laufen sehen würde. Pünktlich um 10:15 Uhr knallte der Startschuß und obwohl ich fast ganz hinten stand, dauerte es nur 1,5 min. bis ich über die rote Matte lief. Was dann kam, war ein Traum. Der Lauf heißt zwar Lausanne-Marathon, aber hier befinden sich nur Start und Ziel und einige wenige Kilometer. Der Marathon-Reiseführer hat diesen 42,195 km die zweitbeste Note "10" gegeben und das kann ich nur unterstreichen. Eigentlich ist es ein Landschaftsmarathon, der 100% asphaltiert ist. Man läuft nicht direkt am See, sondern durch viele Dörfer entlang des Genfer Sees, hier "Lac Léman" genannt. Immer wieder hat man phantastische Ausblicke über den in der Sonne glitzernden See, auf die schneebedeckten Alpen und in die Weinberge, die herbstlich bunt unseren Weg säumten. Kurz vorm Start zeigte das Thermometer 9 Grad, die Luft erwärmte sich bei Kaiserwetter sicher auf 14-15 Grad. Wenn die Engel laufen, scheint die Sonne, der Wetterbericht für die nächsten Tage ist katastrophal. Ich lief zusammen mit Edith aus der Schweiz und als wir erst bei km 15 waren, kamen uns die ersten Läufer schon wieder entgegen. Die "Kollegen" im folgenden Pressebus guckten ganz erstaunt, als ich stehen blieb, um sie zu fotografieren. Ich gestehe, dass ich gar nicht weiß, ob ich den späteren Sieger erwischt habe, das wird die Auswertung der Fotos an den Tag bringen. Bei den Frauen war das einfacher. Tegla Loroupe lag einige 100 Meter vor der Jungfrau-Siegerin 2002, Chantal Daellenbach und in dieser Reihenfolge liefen sie dann auch ein, Tegla mit 90 sec. Vorsprung. Da Start (in der Stadt) und Ziel (direkt am See) auseinander liegen, kommt man erst kurz vor dem km-22-Schild an den Wendepunkt. Und dann geht´s die ganze Strecke zurück, aber es wurde mir beim Gucken keinesfalls langweilig. Hatten wir auf dem Hinweg überwiegend die Alpengipfel im Blickfeld, überwog jetzt der Blick über den See. Die Bahntrasse begleitete den ganzen Marathon und so kam ich mir manchmal vor, als liefe ich mitten in einer Modelleisenbahn-Landschaft. Die Bahn macht übrigens einen Pulsmesser überwiegend überflüssig, zu stark sind die Störungen. Manche Dinge, wie z.B. ein Wasserfall, sah ich auch erst auf dem Rückweg. Hinzus war ich da wohl von den Bergen abgelenkt. Ich hatte mir vorgenommen, zu genießen und das ist mir vollends gelungen, auch wenn ich am Ende doch froh war, als das Ziel in Sicht kam. Die Verpflegung unterwegs: Wasser in 0,33 ltr.-Flaschen. Leider oft ohne Deckel, was bei 5 km-Abständen einfach unpraktisch ist. Iso, Orangen, Aprikosen, Bananen (die waren leider an 2 Verpflegungsstellen schon alle, bis ich ankam) und Traubenzucker. Die Verpflegung im Ziel: Runners Heaven! Es gab Wasser, Eistee, Bananen, diverse Säfte, Kaffee und Bouillon, Riegel und Äpfel. Der Weg zu den Marathon Kleiderbeuteln war lang, man mußte knapp 1 km am See entlang gehen, von dort fuhren dann Pendelbusse zu den Duschmöglichkeiten in der Nähe des Starts. Auf dem Weg zu den Beuteln kamen wir noch an einer Bühne vorbei, vor der wir unter Anleitung von oben ein paar Dehnübungen vollführten. Die Zuschauerbeteiligung ist sehr gering, aber das erwarte ich bei einem Landschaftslauf auch nicht anders. Allerdings stand in jedem Ort mindestens eine Band. Diese spielten oft auch Funk, was richtig zum Mitwippen animierte. Ergänzt wurden die Bands durch Akkordeonspieler und einen Alphornbläser. Dieser Marathon war mein 7ter und vom Genußfaktor mein bisher allerschönster. Meine Zeit entspricht fast auf die Sekunde genau der meines Debüts im April 2000. Wermutstropfen sind die enormen Übernachtungskosten. Dass die Schweiz teuer ist, weiß man, aber 84 SFR für ein Einzelzimmer in einer Jugendherberge sind schon sehr deftig Näheres zum Marathon findet man unter www.Lausanne.ch Meine wirklich gelungenen 82 Fotos sind alle HIER zu bewundern (können auch als Fotoshow abgespielt werden) für laufreport.de |
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