10 Meilen durch den Licher Wald - anno 2003

   

 

Nachdem ich mich letztes Jahr quasi in die wirklich schöne Waldstrecke verguckt habe, war es für mich dieses Jahr gar kein Thema, den 43 Mitgliedern und 15 Externen des ASC Licher Wald, die den 10 Meilen-Lauf organisieren, wieder einen Besuch abzustatten. Der Teilnehmerrekord vom Vorjahr konnte nicht noch getoppt werden, aber mit 447 LäuferInnen im Ziel kann sich das Feld sicher sehen lassen. Das Orga-Team war diesmal auch auf den Ansturm vorbereitet und so gab es im Ziel ausreichend zu trinken und gegen das „Datenchaos“ von 2002 hatte man sich auch gewappnet und erstmals Profis für die Zeitnahme und –auswertung eingekauft, die Leute von Top Time erledigten souverän ihren Job und so konnte auch die Siegerehrung um 18 h zügig und pannenfrei über die Bühne gehen.

 

Fast unbeachtet von der Öffentlichkeit finden vorm Hauptlauf um 15.40 h ab 15 h noch 2 Schülerläufe über 600 m und 2 km und der Einsteigerlauf über 3 Meilen statt. Der einzige Nachteil dieser Veranstaltung sind die langen Wege zwischen Parkplatz, Bürgerhaus und Start/Ziel. Bis alle ihre Startnummern geholt, sich startfertig gemacht und den Weg zum Waldschwimmbad zurückgelegt haben, sind die Kinder schon längst im Ziel. Dabei sind vor allem die ganz Kleinen teilweise wirklich putzig. Der Letzte, der knapp 5jährige Charlie, dessen 0.5 l-Flasche Apfelsaftschorle fast so groß war wie der ganze Kerl, erzählte seiner Mutter ganz stolz, er wäre Erster von hinten geworden. Schade, daß man diese Einstellung mit zunehmendem Alter und zunehmender Wettkampferfahrung völlig ad acta legt.

 

Die 10-Meilen-Strecke verläuft in Schleifen durch den Licher Wald, in den der Frühling leider noch nicht so recht eingekehrt war. Gerade mal Schneeglöckchen konnte man bewundern, die hier im Rhein-Main-Gebiet schon längst wieder verblüht sind. Zu braunem, grünschmucklosem Wald waberten graue Wolken am Himmel – zum Glück ist laufen gut gegen Depressionen. Bis auf die ersten und letzten ca. 300 m, die über Asphalt führen, besteht die ganze Strecke aus festem Waldboden, die kurzen Stücke, die wurzeldurchzogen sind, wurden vom Helferteam extra markiert, die Wurzeln einzeln mit Kreide abgestreut. Unterwegs gab es Stellen, an denen das Abstellen der Gegenwindmaschine vergessen wurde, aber diese Kampfstücke waren kurz und beeinträchtigten keinesfalls das Laufvergnügen.

 

Der Gegenwind störte auch Jürgen Wagner von der LGV Marathon Gießen ein bißchen, der sich von Anfang an vom Feld absetzte und mit dem Führungsradfahrer alleine war. Er kam in 55:12 min ins Ziel, fast 2 min vor seinem Vereinskollegen Ralf Nowak (57:11,6) und dem M55er Manfred Behlert (FV Wallau, 57:41 min);der letzte Woche in Griesheim mit gut 35 min noch AK-Hessenmeister über 10 km wurde. Das bedeutet für ihn neue Bestzeit auf dieser Strecke und internen Vereinsrekord, den alten unterbot er um fast eine Minute. Jürgen hat vor 3 Wochen erst den Wintersteinlauf gewonnen und ist morgen Titelverteidiger über 10 km bei den Hess. Polizeimeisterschaften in Rüdesheim. Das Frühjahr 2003 steht bei ihm ganz im Zeichen der Verbesserung des Tempos auf den kürzeren Strecken. Marathonpläne schmiedet er erst für den Herbst wieder, dann wird er zum 11. Mal in Berlin an den Start gehen, um seinen insgesamt 37. Marathon zu absolvieren.

 

Bei den Frauen siegte Sandra Lukaschek aus Erlenbach mit 1:05:00 h. Mit ihr hätte ich mich auch gerne noch unterhalten aber genau wie ihre Verfolgerinnen Simone Rinn (1:08:59 h) und Lynn Biesheuvel (1:09:59 h) glänzte sie bei der Siegerehrung durch Abwesenheit. Überhaupt war sicher die Hälfte derjenigen, die zur Ehrung aufgerufen wurden, nicht mehr in der Halle. Die Steinguttassen, die jeder AK-Sieger als mal etwas anderen Pokal bekam, bleiben für nächstes Jahr im Schrank, nur wer anwesend war, konnte seinen Preis abstauben, mitgegeben wird in Lich richtigerweise nichts. Die Trophäe des Gesamtsiegers ist statt des Bechers eine Schale desselben Outfits.

 

Bemerkenswerterweise waren sehr viele alte Haudegen am Start. Insgesamt konnte man 3 M70er und einen M75er zählen, die M70er liefen alle drei noch unter 1:30 h ins Ziel. Der Schnellste von ihnen war Karl Kliebe, Jahrgang 1930. Der für den LT Ebersdorfergrund Startende benötigte 1:18:56 h und wurde damit in der Gesamtwertung noch 262. Nach 1:20:07 h war Hans Thieme vom TV Stierstadt im Ziel. Er bereitet sich gerade auf den Weiltalmarathon Ende April vor. In den letzten Wochen war sein Laufpensum schon voll darauf ausgerichtet und Hans lief zuerst den Winterstein in 2:57 h, eine Woche später den 30er in Marburg in 2:38 h, wieder eine Woche später den Rennsteigtunnellauf (28 km) in 2:22 h (wobei er hier einige Minuten durch einen Sturz verlor, den man ihm heute noch deutlich im Gesicht ablesen konnte) und morgen will er in Seligenstadt beim 25er auch noch eine gute Zeit hinlegen. Der dritte im Bunde war Horst Baum vom ASC Ströher Dillenburg, der mit 1:26:58 h auch noch unter 5:30er Schnitt lief. Der älteste Teilnehmer war Willi Daniel (Jahrgang 1925!!!)vom LT Wetzlar, der mit 1:40:33 h auch noch 17 min vor der ersten Teilnehmerin von hinten die Ziellinie überquerte. Die älteste Frau, Helga Wehner von der TG Groß Karben, startete in der W65 und brauchte 1:37:44 h.

 

Und dann war da noch der Chef aus Wallernhausen, Norbert Gündling, der mit 1:13:13 h „nur“ 7. in der ebenfalls sehr starken M60 wurde. Nach der HM-DM in Burghaslach und den 10 km-Hessenmeisterschaften in Griesheim wollte er heute eigentlich nur einen lockeren Trainingslauf absolvieren, ließ sich dann aber (seiner Meinung nach unvernünftigerweise) von einem Teamkollegen mitreißen.

 

Wer sich die ganze Ergebnisliste ansehen möchte, kann das bei www.top-time.de tun. Der ASC Licher Wald hat noch keine eigene Homepage, aber die ist gerade im Werden, zum 20. internationalen 10-Meilen-Lauf im Frühling 2004 dürfte es so weit sein.

 

für laufreport im April 2003