Unglaublich!

Vieles an diesem heutigen Pfingstmontag 2002 war (für mich) einfach unglaublich. Das fängt beim Wetter an. Ok - vorgestern war's ähnlich heiß, aber heute bewahrheitete sich ausnahmsweise mal die Prognose der Wetterfrösche und es wurde unglaublich warm. Die Hitzeschlacht glich der des Jahres 2000 an selber Stelle. War ich heute morgen noch unsicher, ob ich nicht doch den Marathon ganz durchlaufen sollte, entschied ich mich beim Start dafür, doch "nur" den Halben zu laufen. Ich hatte mich, zusammen mit drei weiteren passtschon98erInnen, vorm Schild "Erstläufer" eingereiht und wir brauchten schon über fünfeinhalb Minuten, um überhaupt zu den Startmatten vorzudringen. Los ging's Richtung Mainz-Mombach. Auf dem Weg dorthin wartete die erste Getränkestelle im Werksgelände des Sponsors Schott-Glas auf die durstige Läuferschar. Ich glaube, die HelferInnen an den Getränkestellen waren heute der Läufer liebste "Kinder" an der Strecke. Manchmal kamen sie gar nicht so schnell mit dem Eingießen nach, wie ihnen die (eigentlich viel zu großen) Plastikbecher aus den Händen und von den Tischen gerissen wurden. Bis ca. km 7 lief ich mit Tom zusammen, dann mußte ich ihn ziehen lassen, weil ich mal mußte - unglaublich, eigentlich dachte ich, ich schwitze heute alles aus, was ich einfülle. Hin und wieder sah ich mal ein paar Kinder der insgesamt 135 Schülerstaffeln, die die Halbmarathonstrecke liefen - die armen quälten sich teilweise durch die Stadt und legten vernünftigerweise auch Gehpausen ein. Bei km 10 ist man dann mitten in der Mainzer Neustadt. Hier muß ich wohl die drei Fußballer von Mainz05 überholt haben, die für einen guten Zweck liefen (www.kikam.de), denn ich hörte einen Streckensprecher direkt vor mir ihre Namen ausrufen und am Ende waren sie doch einiges langsamer als ich. Die Zuschauer, die bis dahin an der Strecke standen,  waren nur Vorgeplänkel zu dem, was jetzt kam. Dieses Mainzer Publikum ist einfach unglaublich. Vor allem in der Altstadt (so ungefähr zwischen km 11 und 14) ist wirklich der Teufel los. Die Leute stehen schreiend, klatschend und mit allem möglichen Werkzeug Krach machend in mehreren Reihen auf beiden Seiten entlang der Strecke. Dazu kommen Streckenfeste, SWR1-Bühne und der Vääänmääään bei km 13,5 - Halligalli in seiner pursten Form, wie ich es noch bei keinem meiner bisherigen Marathons erlebt hatte. Supertoll! Dann allerdings wurde es leicht ätzend. Raus ging's nach Mainz-Weisenau - knapp 6 km nicht enden wollende Wendepunktstrecke (3 raus, 3 wieder rein). Eigentlich bin ich ja ein Fan dieser Wendepunktstrecken, weil man dann schön was zu sehen bekommt, aber drei km bei dieser Hitze sind des Guten wahrlich zu viel. Und spätestens da war ich heilfroh, nach einer Runde aufhören zu können. Auf dem Rückweg aus Weisenau Richtung Stadt kam mir dann schon die Männerspitze auf ihrer zweiten Runde entgegen - unglaublich, was die bei km 38 und dieser Witterung noch für ein Tempo vorlegen können - und wirklich nett anzusehen. Und unglaublich war auch die Stimmung im Zielbereich - angeheizt durch den Stadionsprecher von Mainz05, der die Marathonzuschauer genauso aufputschte wie üblicherweise die Fußballfans im Bruchwegstadion. 

Unglaubliches im negativen Sinne gibt's allerdings auch zu berichten: statt der angekündigten 5.555 LäuferInnen waren, wie ich im Radio hörte, 6.307 Leute auf der Strecke, da weniger absagten, als erwartet - offenbar wurde der Lauf überbucht, wie man das sonst nur von Hotels und Flügen kennt. Was dann dazu führte, daß Marathonis, die sogar noch unter 5 h ins Ziel kamen, keine Medaillen mehr bekamen - unglaublich, aber wahr. 

für laufreport.de am 20.05.02