Laufen im Land der langen grauen Wolke

   

 

Morgens kurz nach 8 war die Welt so gar nicht in Ordnung in Mörfelden, am südlichen Frankfurter Rand und direkt am Flughafen gelegen. Eine dicke, fette dunkelgraue Wolke hing direkt über dem Gebiet, in dem ab 9.30 h der Halbmarathon im Rahmen der Winterlaufserie gelaufen werden sollte. Und sie entlud sich unter Mithilfe heftiger Windböen in Form von Regen und Graupel. Ein Wetter, bei dem der Gedanke an die Rückkehr ins warme Bett doch sehr verlockend erscheint.

 

Doch einmal mehr zeigte sich, daß Petrus dem Laufvölkchen äußerst wohlgesonnen ist. Bis zum Startschuß war es trocken und nach ein paar Minuten des laufenden Wettkampfs waren die Regenwolken vom Winde verweht und die Sonne zeigte ihr schönstes Sonntagslachen. Zwar kamen die grauen Wolken nach gut 1:15 h, der Sieger war gerade auf dem Weg zum Zielbanner, noch mal für kurze Zeit zurück, aber Frau Sonne konnte sich wieder durchsetzen und erst nach Ende der Siegerehrung hatte sie keine Chance mehr gegen den wieder niederprasselnden Regen.

 

Recht frisch war es, gerade im Vergleich zum zwar stürmischen, aber frühlingshaft warmen Vortrag, zwar schon, aber wie war das? Es gibt kein falsches Wetter, nur die falsche Kleidung.

 

Zwischen Ende November und Ende Februar kann man bei der LG Mörfelden-Walldorf insgesamt ein Dutzend Läufe im Rahmen der Winterlaufserie absolvieren. Bei 10 davon gilt es einfach, Kilometer zu sammeln, um die Grundlagenausdauer über die dunkle Jahreszeit aufzubauen. Die beiden übrigen Termine gehören im Januar der Marathonstaffel und im Februar dem Halbmarathon. Gelaufen wird jeweils dieselbe Strecke durch den Wald, allzeit begleitet vom Lärm der startenden und landenden Jumbos, die die Urlauber in wärmere Gefilde bringen.

 

Die Strecke war aufgrund der Witterung der letzten Tage schwer zu laufen, weil sehr tief/weich und stellenweise auch richtig matschig. Das kostet zwar Kraft, wenn man’s mal genau besieht, bringt es aber auch welche. Nur nicht für den aktuellen Wettbewerb.

 

Absolute Top-Zeiten werden so natürlich nicht erzielt, aber da die Verhältnisse für alle gleich sind, ist das auch nicht weiter schlimm.

 

Frauensiegerin Claudia Hille war äußerst zufrieden mit sich und ihrer Zeit, lobte die schöne Veranstaltung, die sie zum ersten Mal besuchte. Eigentlich stand letzte Woche der Jügesheimer 10er auf dem Programm, den mußte sie dann aber wegen einer Erkältung streichen. Also wich sie mit einer fast abgeklungenen Erkältung nach Mörfelden aus, hatte aber an den drei vorangegangenen Tagen noch zwei harte Radeinheiten und eine Schwimmeinheit absolviert. Immerhin steht Mitte Juli der Ironman in Lake Placid auf dem Programm. 20 Ironman-Wettbewerbe und einige andere Langdistanzen hat die Neu-W40erin jetzt schon in den Knochen und ist dazu übergegangen, sich jedes Jahr einen anderen an einem der vielen schönen Flecken dieser Welt auszusuchen.

 

Mit 1:26:50 h war Claudia 2 min und 4 sec. vor ihrer Verfolgerin, Kirsten Liesenberg vom TV Trebur, im Ziel. Auf Platz 3 folgte Renate Kröll aus Frankfurt mit 1:29:46 h als Gesamt-54.

 

Als schnellster von insgesamt 468 LäuferInnen im Ziel lief Mario Müller (TSV Mainz-Ebersheim) über die Ziellinie. Er brauchte 1:15:56 h. Mit fast derselben Zeit war er im Vorjahr noch Vierter von 562 – bei fast 100 Finishern weniger hatte das Wetter bestimmt den größten Anteil, denn vorangemeldet waren schon knapp 500.

 

Alle drei Treppchenplätze gingen dieses Jahr an die Altersklasse M35. Thorsten Becker (ESV Bischofsheim, 1:16:34 h) und Dirk Meyer (SSC Hanau-Rodenbach, 1:19:26 h) folgten Müller in einigem Abstand. Der vierte Mann allerdings, Thomas Philipp von der ausrichtenden LG Mörfelden-Walldorf, folgte Meyer auf den Fersen, kam nur 4 sec. nach ihm ins Ziel.

 

An der Organisation hatten die Mörfelder gegenüber den Vorjahren einiges verbessert. Das fing schon morgens beim Startnummernabholen an. Statt Vor- und Nachmelder in einem riesigen Gewusel alle in einen Raum zu schicken, hieß es erstmals „Nachmelder rechter Eingang und jeder bitte nur eine Startnummer“. Erstmals gab es so viel Kuchen und Brötchen zu kaufen, daß die flotten „Mädels“ von der Kuchentheke noch mit Tabletts rumgingen, um die Köstlichkeiten zum halben Preis unter die Leute zu bringen. Und die Siegerehrung begann so früh, daß ich erst aus der Dusche kam, als die Männerehrung schon über die Bühne war und die Sieger sich bereits auf dem Heimweg befanden. Deshalb möge mir der geneigte Leser das Fehler jeglicher Männersiegerfotos verzeihen.

für laufreport im Februar 2005