Der einzige Schotte war aus Holz |
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„Komm, komm, Baby, komm – wir fahr’n nach Schotten“ – das ist nicht nur der Refrain eines Liedes der Reihe „Hessenhymnen“ von HR3, das dachten sich auch 536 LäuferInnen (im letzten Jahr waren’s noch 370) aus der näheren und weiteren Umgebung des mittelalterlichen Luftkurortes am Eingang zum Naturpark Hoher Vogelsberg. Die waldreichen Höhenzüge östlich und westlich des Städtchens sind Lavaströme, die hier vor Millionen von Jahren ins Tal flossen. Von der Stadt selbst bekommt man allerdings beim alljährlich im August stattfindenden Stauseelauf nichts mit, denn dieser findet am Niddastausee (Wasserfläche ca. 65 ha) ein paar Kilometer südlich von Schotten statt. Den Stauseelauf gibt es seit 1998. Nachdem der DLV den TGV Schotten ein Jahr zuvor um die Austragung der Dt. Straßenlaufmeisterschaften gebeten hatte, entschloß man sich, diesen Lauf zusätzlich zum im Juni stattfindenden Altstadtlauf aus der Taufe zu heben. Veranstaltungsorganisatorisch ist man hier bestens geübt, denn neben den Laufveranstaltungen bietet der TGV noch mehrmals im Jahr verschiedene Radrennen und auch einen Inlinertag an. Grundsätzlich ist der Stauseelauf eine Freitagsabendveranstaltung im August. Das Jahr 2002 bildete eine Ausnahme, denn für die im Rahmen dieser Veranstaltung durchgeführte Halbmarathon-DM gab alleine der DLV den Termin vor. Der Termin am Freitagabend schreckt niemanden ab, es waren auch sehr viele Frankfurter gekommen, um die Strecke rund um den Stausee unter die Füße zu nehmen. Allerdings sind auch noch Sommerferien und die A5 war nicht annähernd so voll, wie man das aus den freitäglichen Staumeldungen so kennt. Angeboten werden drei komplett asphaltierte und von Sascha Arndt amtlich vermessene Strecken: 5 km (Start um 17.45 h), 10 km (Start um 18.30 h) und Halbmarathon (Start um 18.35 h). Normalerweise ist der kurze Abstand zwischen 10 km- und Halbmarathonstart kein Problem, die Halbmarathonis starten ca. 1,5 km vom Ziel entfernt, um die magischen 21,0975 km zu erreichen. Allerdings gab es dieses Jahr ein paar Nachzügler, die sich nicht rechtzeitig Richtung Start bewegt hatten und so schickte die Sirene die Halbmarathonis ein paar Minuten zu spät auf die Strecke, was dann dazu führte, daß die 10 km-Spitze voll in das noch nicht auseinandergezogene HM-Feld lief, was nur für den Führenden in Fahrradbegleitung einfach gewesen sein dürfte. Die 10 km-Läufer haben 2 Runden um den Stausee zurückzulegen, die Halbmarathonis 4 1/3. Die Strecke ist fast brettflach (und damit sowohl bestenlisten- als auch bestzeitenfähig) und spendet relativ viel Schatten, am Ende des Halbmarathons hat sich die Sonne sowieso schon zur Nachtruhe begeben. Ein knapp 2 km langes Stück wartete dieses Jahr mit starkem Gegenwind auf. Eigentlich sollte man ja annehmen, daß es dann auch ein gutes Rückenwind-Stück gegeben haben müßte, dem war aber nicht so, weil der Stausee eben nicht einfach gerade Ufer hat, sondern ein paar Winkel die Strecke interessanter machen. Das Niedrigwasser des Stausees, das viele überraschte, rührt übrigens nicht nur von der lang anhaltenden trockenen Hitze dieses Supersommers her, vielmehr wird der Stausee momentan nachts schlückchenweise abgelassen, weil die Staumauer saniert werden muß, die Arbeiten beginnen in den nächsten Tagen. Auf einem gut 1,5km langen Teilstück der Strecke konnte man den dauerredenden Moderator Arthur Schmidt, der sich so manche merkwürdige Spitze leistet, nicht hören, was Manche/r als absolute Wohltat empfand, aber sind auch da die Geschmäcker verschieden. Die Sprintstrecke, den 5er, gewann mit deutlichem Vorsprung (und es sollte nicht der letzte dieser Art sein an diesem schönen Sommerabend) M40er Martin Seidel vom TV Waldstraße Wiesbaden in 16:16 min vor dem 26 Jahre jüngeren Christian Theumer vor von der LG Remsfeld/Wabern, der 17:39 min brauchte und Yannick-Holger Obenauer vom StartNet Team Darmstadt (17:54 min). Bei den Frauen einmal mehr ein schon gewohntes Bild: Kerstin Straub (SSC Hanau-Rodenbach) holte sich den Sieg in 18:09 min und war so im Sog ihrer älteren und Brüder Martin und Benjamin verschwunden, daß Arthur Schmidt sie erst mal übersah und fragte, wo die erste Frau denn bliebe, als Kerstin schon den ersten Becher Apfelschorle geleert hatte. Zweite wurde hier Meike Krebs von Spiridon Frankfurt (die Spiridonis waren mit besonders großem Aufgebot in den Vogelsberg gefahren) in 19:11 min vor Lisa Hübner von der LG Eintracht Frankfurt (19:22 min). Die Kurzstrecke, den 10er, dominierte Dejene Kidane, der für den SF Blau-Gelb Marburg startenden kleine Mann aus Adis Abeba, der im Moment überall gewinnt, wo er antritt (LAUFREPORT berichtete vom Brückenlauf in Goßfelden und vom Fronhäuser Dorflauf). Er gewann in 31:39 min mit über einer Minute Vorsprung vor dem neuen Iren im Team von Spiridon Frankfurt, Cian McLoughlin, der das Ziel nach 32:40 min erreichte. Auch der Dritte war ein Frankfurter, wenn auch von der LG Eintracht: Frank Zimmer, Brüder-Grimm-Sieger des Jahres 2002, kam nach 33:28 min wieder bei Arthur Schmidt und den Leuten von Top-Time an. Seine Vereinskameradin, LAUFREPORTerin Natascha Schmitt, wurde auf derselben Strecke ebenfalls Dritte. Mit ihrer Platzierung war sie zwar zufrieden, nicht aber mit der Zeit von 40:16 min, sie wäre gerne unter 40 min geblieben. Die sub40 schafften sowohl die Zweite, Brigitte Röder vom SF Blau-Gelb Marburg (39:39 min) also auch die zweite Siegerin des Tages namens Straub: Karin erreichte das Ziel nach 38:49 min. Mutter Annette wurde übrigens 5. Frau und Siegerin in der W40 – und auf dem letzten Kilometer heftigst angetrieben von Kerstin, die es sicher genoß, die Mama mal „anschreien“ zu können. Ebenfalls ganz vorne dabei beim 10er: Abdel Graine (ASC Darmstadt) kehrte an seine alte Wirkungsstätte zurück, er startete früher mal, als er noch im Vogelsberg wohnte, für den TGV Schotten und wurde mit 34:12 min Fünfter. Bei den Langstrecklern haben beide Sieger (m und w) dasselbe Ziel für den Laufherbst 2003: den Berlin-Marathon. Carsten Wenzek, dem für den SSC Hanau-Rodenbach startenden Friedrichsdorfer, der letzte Woche mit 30:43 min noch Dt. Seniorenmeister auf der Bahn geworden war, reichten lockere 1:15:37 h zum Start-Ziel-Sieg, ab km 3 war er alleine an der Spitze. Sein Kommentar zu der Strecke: „man kann hier wesentlich schneller“. Seinen ersten Marathon lief er 2002 in Berlin gleich in 2:29 h, den zweiten an gleicher Stelle will er in 6 Wochen nach Möglichkeit noch ein bißchen schneller laufen. Eigentlich ist Carsten kein Vielstarter, probiert diese Möglichkeit des Trainings aber im Moment mal aus und wird kommende Woche am Edersee einen „gemütlichen“ Marathon als langen Vorbereitungslauf absolvieren. Zweiter wurde Ulf George vom LCM Rotenburg in 1:17:10 h vor Oliver Ott vom TSV Krofdorf-Gleiberg, der nach 1:18:14 h am Ende angekommen war. Als Gesamt-63.kam Dr. Ina Riehl aus Gründau-Lieblos als erste Frau ins Ziel. Die W40erin brauchte 1:35:24 h. Eigentlich liegen ihr Bergläufe bzw. bergigere Läufe mehr, sie lief z.B. auch beim der Wintercrosserie des LLT Wallernhausen relativ weit vorne mit. Ihr folgte Sylvia Roberts – wieder eine Läuferin von Spiridon Frankfurt – in 1:36:01 h. Ihre Vereinskollegin Jennifer Zeck hatte 1:34 min Rückstand, was ihr für den dritten Platz reichte. Und dann waren da noch: - Gabi Ehls und Gary Timmermann von den Niddaläufern aus Frankfurt-Berkersheim, die – O-Ton: „wie peinlich“ – mit Startnummern 1 und 2 am Halbmarathonstart standen. Gary wurde mit seiner 1 aber tatsächlich Sieger der M55 und Gabi konnte zwar nicht als Zweite, aber schon als Dritte der W30 das Ziel erreichen. - Carmen Hildebrand vom SSC Hanau-Rodenbach, die sich als Häsin für LAUFREPORTer Ronald Vetter zur Verfügung stellte und ihn auf neue PB zog. Carmen trainiert wohl für die 100 km-DM in Endingen am 06. September. - Bernd Möser vom ausrichtenden TGV Schotten, der über 5 km mit 2 offenen Schnürsenkeln (das üben wir aber noch ein bißchen, gelle?!) ins Ziel lief. In der Woche zuvor hatte er noch im benachbarten Nidda-Eichelsdorf den Bierathlon (6 km über 5 Runden laufen und bis zum Zieldurchlauf 6 Biere schaffen) mit 105 Teilnehmern veranstaltet. - Heike Schnierle vom TGV Schotten, die im Lauf-Shirt des Kreiskrankenhauses (auch davon war eine teilnehmerstarke Truppe am Start) nach 2:43:44 h als Letzte im Dunkeln das Halbmarathonziel erreichte und dafür einen besonderen Applaus von den zur Siegerehrung anwesenden Schnellen und übrigen LäuferInnen und ZuschauerInnen erhielt. - Die vielen freundlichen Helfer des TGV Schotten an der Anmeldung, im Ziel und an den 3 (!) Wasserstellen entlang der Strecke – sowie die eine zickige, die die Frechheit besaß, mir zu sagen, wer zu spät käme, den bestrafe halt das Leben, als ich noch deutlich vorm Zieleinlauf der letzten Halbmarathonläuferin vor einer - ebenfalls O-Ton – schon laaaange leeren Kuchentheke auftauchte. Sie sollte vielleicht mal ihren Ton überdenken... - Die kleinen Läufer aus Eierweckteig (also Weckläufer), die jedem, der anläßlich der Siegerehrung nach vorne gerufen wurde, überreicht wurden. Von den übriggebliebenen bekam ich am Ende auch noch 2 ab und ich muß sagen; KÖSTLICH, sie entschädigten voll für den entgangenen Kuchen. Fazit: kein Geiz in Schotten, was Wasserstellen, schöne Strecke, lauffreundliches Wetter und gute Organisation betrifft, dafür viel Ehr-Geiz der TeilnehmerInnen. Ob auch Schwaben am Start waren, ist nicht überliefert.... für laufreport im August 2003 |
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