Finde ich mich jetzt mutig oder doch bloß verrückt? ;-) |
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Diese Frage stellte sich meine Freundin Ute Pfaff aus Filderstadt irgendwann im Frühsommer in ihrem Profil beim Steppenhahn und irgendwie reizte mich diese Frage, schnell ne Runde mit Ute gemailt und ein gemeinsamer Start beim 12 h-Lauf in Schwäbisch Gmünd war beschlossene Sache. Mitgegangen, mitgehangen.
Netterweise war von Anfang an klar: Utes Schwestern Susi und Bine würden supportend mit von der Partie sein. Sie hatten Ute zum 40. einen Jubelgutschein geschenkt in der Annahme, daß sie mal bei irgendeinem netten Stadtmarathon anfeuernd an der Strecke stehen würden. Aber Cleverle Ute war der Ansicht, das müsse sich schon richtig lohnen und hat ihren Gutschein für dieses Wochenende eingelöst.
Am Freitagnachmittag kam ich mit dem Zug aus Frankfurt, Susi mit Mann und Brut mit dem Auto aus Zürich und Bine mit dem Flieger aus Bremen - das war schon ein reines Logistik-Großaufgebot. Am frühen Samstagmorgen verließen wir vier Frauen dann Filderstadt Richtung Schwäbisch Gmünd. Ankunft 7.30 h, Start 8 h - kein Problem, der Lauf war sehr übersichtlich, es waren nur 14 EinzelläuferInnen und 14 Staffeln am Start, Ute und ich waren die einzigen beiden Frauen. Und da die Ultrawelt ein Dorf ist, waren gleich 3/14 der Teilnehmer Steppenhühner, ich hatte morgens gleich Tom Wolter-Rössler auf der Startliste ausgemacht.
Nach wochenlang ausbleibendem Sommer besann sich dieser ausgerechnet am Samstag und kehrte in deutsche Gefilde zurück. Mit anderen Worten: im Laufe des Tages herrschte eine Affenhitze, "Freibadwetter" war das geflügelte Wort auf der Strecke.
Die Strecke war 938 m lang, 100% asphaltiert und zum Glück zum Großteil unter Bäumen, also doch recht schattig. Nach etwa 2/3 der Runde begann eine Steigung (morgens war's noch eine leichte Steigung, abends der Mount Everest) und ausgerechnet die lag den ganzen Tag in der prallen Sonne. Naja.. shit happens und die Voraussetzungen waren für alle gleich. Am Sonntagmorgen waren wir übrigens schon richtig froh, daß der Lauf samstags war, denn da war's zusätzlich noch megaschwül. Wie jede Medaille so hat auch diese zwei Seiten.
Die Runden wurden mittels Transponder gezählt. Die Einzelläufer erkannte man am rosa Armbändchen, die Mannschaften hatten ihren Transponder in den Staffelstäben.
Los ging's pünktlich um 8 h und Ute und ich waren sofort ganz hinten. Trotzdem waren wir recht flott unterwegs, 6 min für 938 m war viel weniger, als ich eigentlich wollte. Aber irgendwie habe ich es nicht geschafft, mein Tempo deutlich zu drosseln. Nach 4 h hatte ich 33 km auf dem Zähler und Ute war noch mit mir in derselben Runde - aufgrund ihres deutlich besseren Trainingszustandes hätte sie mich schon längst überrundet haben müssen. Aber nicht sie war zu langsam, sondern ich zu schnell. Nach gut 3,5 h setzten bei mir vorübergehend leichte Schwindelgefühle ein. Ob's daran lag, daß ich stundenlang ohne Brille gelaufen war und meine Augen mir da einen Streich spielten oder ob mein Kreislauf sich wegen der Hitze und/oder der von Anfang an regelmäßig eingelegten strategischen Gehpausen zu Wort meldete, weiß ich nicht. Nach gut 4 h habe ich mich mal kurz hingelegt und die Beine hoch gelagert und danach ging's wieder.
So zog ich denn noch ein paar Stunden gemütlich meine Runden: in der Parkanlage leicht bergab, rechts-links und draußen auf dem Gehweg kurz "um den Block", nach einer weiteren rechts-rechts-Wendung vorbei an einigen ganztägig gleichmäßig biertrinkenden Zeitgenossen Marke "Schwäbisch Gmünd ganz unten" wieder rein in den Park, rechts ab über den Josefsbach, links die Steigung hoch, wieder links an einer Kapelle vorbei zurück in den Park und dann am Ende wieder rechts-rechts in den Zählbereich hinein. Bine und Susi hatten es sich erst im Schatten und dann später in der Sonne auf Klappstühlen bequem gemacht und feuerten uns an, stellten uns TUC und zusätzliche Getränke zurecht, fotografierten, prosteten uns zwischenzeitlich auch mal mit einem schönen Weizenbier zu. Kurz: perfekter Support von zwei absoluten Nichtläuferinnen.
Die Helfer an der Verpflegungsstelle (Tee, Wasser, Cola, Trockenfrüchte, Melone, Banane, Brot, Hefezopf) waren auch ständig bemüht, uns Gutes zu tun. Einer, der zwischenzeitlich dort Dienst schob, betätigte sich als Marktschreier - und war superaufmerksam. So fragte ich z.B. mal im Vorbeilaufen, ob eigentlich auch Salz da wäre, auf sein "Ja" meinte ich, das nähme ich dann in der nächsten Runde mal. Als ich nach weiteren 938 m bei ihm ankam, hielt er mir schon einen Becher mit in Salzwasser hin und sagte nur "Hier, Deine Droge" - klasse und DANKE!
Nach rund 7 h war ich dann in ein richtiges Loch gelaufen. Nix ging mehr. Total bedient hielt ich bei Bine und Susi an, meinte nur "das ist nix für mich", zog mir trockene Laufklamotten an und legte mich auf die mitgebrachte Decke. Ruckzuck war ich eingeschlafen und wurde nach ungefähr 1/4 h davon wach, daß Ute ganz erstaunt ausrief "Da liegt ja Gabi und schläft" :-). Ich hab' dann noch ein bißchen sitzend rumgebummelt, war auch wieder in der Lage, was zu essen (vorher wollten weder mein Mund noch mein Magen noch feste Nahrung annehmen) und füllte meine Speicher erstmal mit Nüssen und Kartoffelchips auf. Nach einer weiteren Ute-Runde war diese dann auch wegen "Ich kann nicht mehr" in Gehschritt verfallen und so machte ich mich mit ihr wieder gemeinsam auf die Socken. In den nächsten Stunden habe ich mich noch hin und wieder mal auf einen Stuhl gesetzt und ausgeruht, meine hochfliegenden Pläne von wegen 90+ hatte ich eh schon längst begraben. Witzigerweise ging's gegen Ende nochmal wieder relativ gut und die letzte halbe Stunde bin ich nur noch gelaufen, sogar am Mount Everest nicht mehr gegangen. Die Möglichkeit, wenigstens die 75 noch zu schaffen, hat mich wohl doch nochmal motiviert.
Auch die Männer waren nicht besser dran als wir, fast alle legten Geh- und/oder Ruhepausen ein (es gab massig schattige Parkbänke, die geradezu dazu aufforderten, sie zu besetzen), einzig Sieger Sigurd Dutz spulte seine Runden maschinen- und uhrwerkgleich ab, am Ende standen für ihn 136,099 km zu Buche und damit gut 11 mehr als der alte Streckenrekord. Wow!
Nun ja.. wie auch immer.. auch 75 km müssen erstmal gelaufen werden. Wahrscheinlich war's bei mir auch ein klassischer Fall von Selbstüberschätzung, ich hatte doch alleine in den letzten 5 Wochen viel gemacht (Rennsteig, Marathonstaffel Uelversheim, ein flotter 10er an Pfingsten, 39 km in Essen zu Sabines Geburtstag, Brüder-Grimm-Lauf) und das war mir nicht in den Kleidern hängen geblieben, auch wenn ich das gerne gehabt hätte.
Und ich denke, ich habe für mich festgestellt, daß diese Rundenläufe über so eine lange Zeit eher nix für mich sind. 6 h sind noch voll ok, weil überschau- und absehbar. 12 h waren mir einfach zu viel. Nicht, daß die Runde mich irgendwann genervt hätte, das tat sie gar nicht. Aber die Motivation und Disziplin, nach jeder Runde immer weiterzulaufen, auch wenn's gerade nicht läuft, ließ doch sehr zu wünschen übrig. Da suche ich mir doch lieber wieder Distanzläufe raus, für die ich auch 12 und mehr Stunden brauchen kann, aber ein Ziel erreichen will und "muß". Schaun mer mal.....
Utes Bericht findet sich übrigens genau HIER
Ach ja.. und die Veranstalter dieses Spendenlaufs sind dieselben wie die des 50ers im Oktober und im Internet zu finden unter www.albmarathon.de
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