Der Steppenhahn beginnt das nächste Jahrzehnt

 

„Versuch’s mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit“ – das fällt mir spontan ein, wenn ich an Stephan Isringhausen-Bley denke. Wahrscheinlich ist das auch ein Grund dafür, warum er so gerne an den Läufen von „Mr. Waldhessen“ Harald Heyde teilnimmt, der die Ruhe selbst ist und ausstrahlt.

 

Isy, Stephan, Step, Steppenhahn – die Vielfalt seiner Namen ist genauso bunt wie sein Äußeres, auch wenn ich gestehen muß, den Macher DER Ultralauf-Kultseite in Deutschland überhaupt noch nie in zivil gesehen zu haben.

 

Geboren ist Isy am 15.07.1963 in Versmold/Westfalen. Schon damals war er wohl ein helles Köpfchen, denn über seine Schulzeit sagt er „wenig dazugelernt“. Nach Fachabitur und Mathestudium verschlug es ihn dann als EDV-Leiter ins Institut des Hauptverbandes der gewerblichen Berufsgenossenschaften an der Ruhr-Uni Bochum (kein Wunder, daß es ihn bei der Ultra-Länge dieses Namens zum Ultra-Lauf trieb). Ultralang sind bei Isy auch die blonden Locken, wenn er sie nicht gerade mal wieder abgeschnitten hat.

 

Als Kind mußte er im Teutoburger Wald wandern und so war irgendwie folgerichtig sein erster Volkslauf auch „der Hermann“. Das war im April 1994 und dann dauerte es noch 5 Jahre bis zum ersten Ultra. Klein angefangen hat Step, wie ihn seine Söhne Oskar und Jorret (14 und 13 Jahre alt und auch schon laufend unterwegs) nennen, aber auch nicht, es mußten gleich die 24 h von Schmallenberg sein. Und weil damals das Web noch nicht viel an Berichten hergab, stellte er gleich mal seinen eigenen ins Netz. Ein Jahr lang folgten erst mal „nur“ seine eigenen Berichte (und schreiben kann er, der Stephan!), im Herbst begann dann das zu wachsen, was wir heute kennen: www.steppenhahn.de mit unendlich vielen Informationen rund um den Ultralauf. Seine erste überregionale Presse hatte Isy im Juli 2001 ausgerechnet in der Bild am Sonntag und durch Wigald Boning.

 

Laufen tun tut er natürlich auch, der Isy. Inzwischen wieder ohne Pulsmesser (lesenswert dazu die Geschichte von Verena Liebers, veröffentlicht bei Isy) und unter der Woche maximal 10-28 km, verteilt auf 2 Trainingseinheiten - und das auch nur, wenn ihn jemand zum laufen abholt. Dafür läuft er aber auch schon mal „etwas länger“ zwischen oder vor den Wett-Läufen, so z.B. im April 2002 innerhalb von 6 Tagen von zuhause nach Bad Hersfeld, um dort am 7. Tag nicht zu ruhen sondern gleich mal den dortigen 6 h-Lauf mit seiner noch aktuellen Bestleistung von 59,857 km abzuschließen.

 

Ein Lauftagebuch im üblichen Sinne führt Stephan nicht, aber er dokumentiert jeden Kilometer für seinen virtuellen Australienlauf, an dem er seit Dezember 2000 teilnimmt. Rund 7.000 km sind in diesen 2 ½ Jahren zusammengekommen.

 

Isys Läufe scheinen alle unter dem Zeichen der Gemütlichkeit zu stehen, wahrscheinlich läuft er auch deshalb nur seltengrößere Stadtläufe und nennt als seine 3 Lieblingsläufe den 50er in Rengsdorf (ohne Zeitnahme!), die 6 h in Waldhessen und die Georgsmarienhütter Null (ebenfalls ohne Zeitnahme!).

 

Einen 48 h-Lauf kann er sich nicht ohne ausführliche Schlaf- und Zigarettenpausen vorstellen – was dazu führt, daß er „halt auch nur“ auf ca. 180 km in 2 Tagen kommt (ungemütlich liest sich das sicher nur für Outsider). Und bei der dritten seiner drei Transeuropalauf-Etappen trampte er nach seinem Abbruch des Laufs nach über 3 h des Wartens auch nur deshalb los Richtung Ziel, weil der Tabak alle war.

 

Trophäensammlung? Na klar, so was gibt’s auch im Hause Isringhausen: einen Nagel über dem Bett für fast alle Medaillen und einen Ordner für die gesammelten Urkunden von Isy & sons. Irgendwann sollen die auch mal mit Fotos und Berichten ergänzt werden. Irgendwann.....

 

Wer den Steppenhahn regelmäßig im Web besucht, weiß, daß er in schlechten Zeiten schon mal Tom Waits hört (sich aber nach eigener Aussage eigentlich besser von Waits und jeglichem Blues fernhalten und lieber rage against the machine hören sollte). In guten hört er das, womit seine Söhne den Haushalt beschallen, derzeit meistens Eminem.

 

Auf die berühmte Einsame-Insel-Frage weiß Isy 3 Bücher (Herr der ringe, Veronika beschließt zu sterben, Legende vom Glück ohne Ende), aber nur je 2 CDs (Waits und Zappa) und Filme (down by the law, Die Maske) zu nennen. Am liebsten ißt er Cous-Cous – und auch weil eins seiner Lieblingsgetränke Weizenbier ist, gibt er seit einiger Zeit „passtschon98“ an, wenn in einer Anmeldung nach dem Vereinsnamen gefragt wird.

 

Besondere Laufpläne hatte Stephan für 2003 keine geschmiedet, aber wie das Leben so spielt, kam bis jetzt doch schon so einiges zusammen: sein erster selbst organisierter Lauf (die Krötenwanderung), 2 6h-Läufe im März mit An- und Abreise, 2 Marathons in Bonn und Duisburg, 3 Etappen Transeuropa (na fast jedenfalls), wunderschöner Westerwald und die obligatorische Nacht von Borgholzhausen. Und dann ein RunforHelp (24 h im Juni) und bis zum Jahresende soll dann noch einiges folgen, wie zum Beispiel der Röntgenlauf und der 50er in Bottrop. Mit Sicherheit werden wir das weiter beim Steppenhahn verfolgen können.

 

Isy verläßt den „Club der BiVis“ (bis Vierzigjährigen) und wünscht sich zum Geburtstag: NICHTS. Er schenkt sich allerdings selbst etwas: ein Buch über Weitwanderwege (über die Ergebnisse der Lektüre darf man gespannt sein) und Fußballschuhe. Seinen 40. Geburtstag begeht er wie so viele andere Tage im Jahr: er arbeitet.