Doppelt gemoppelt

 

Das war er nun, der 18 Stierstädter Kerbelauf – und der zweite ohne Kerb. Ich glaube, das Festzeltambiente vermißt fast niemand mehr, der nach Stierstadt laufen kommt. Was die ausrichtende Laufabteilung des TV Stierstadt statt dessen bietet, ist mehr als nur ein Ersatz. Aber vor die Siegerehrung mit vielen Pokalen und drei schönen Freßpaketen haben die Götter des Feierns, des Ausruhens und der Freude erst mal eine Menge Schweiß gesetzt. Und der wurde heute von mehr LäuferInnen denn je vergossen. Mit 468 ZieleinläuferInnen über alle drei angebotenen Distanzen können auch die Stierstädter, wie so viele Veranstalter in den letzten Monaten, einen Teilnehmerrekord vermelden (zum Vergleich: 2001 waren es 403, 2000 immerhin auch 446 und 1999 gar nur 398). Vorangemeldet war nicht mal die Hälfte, aber der Ansturm wurde sehr gut bewältigt. Und wo kann man heutzutage noch für 4 Euro (oder 5 für Nachmelder) einen Halbmarathon laufen (der 10er kostet dasselbe), hat unterwegs ausreichend Getränkestellen und die ersten drei jeder Altersklasse (allerdings wird nur in 10er-Schritten ausgewertet) bekommen auch noch Pokale mit auf den Heimweg? Das Preis-Leistungs-Verhältnis in Stierstadt ist mehr als ausgeglichen!

 

Der zweite Rekord des Tages ist auch einer der Masse. Für die drei größten vorangemeldeten Gruppen halten die Stierstädter alljährlich Freßkörbe bzw. –pakete bereit. In den letzten Jahren lagen der LT Wetzlar und der MTV Kronberg mit jeweils um die 30 Laufwilligen Kopf an Kopf, mal gewann der eine, mal der andere. In diesem Jahr schwächelte der MTV Kronberg völlig, insgesamt waren überhaupt nur 7 Kronberger am Start, wie viele davon vorangemeldet waren, entzieht sich meiner Kenntnis, ist auch nebensächlich. Aber die Wetzlarer liefen im wahrsten Sinne des Wortes und Sportes zu Höchstformen auf, der extra angeheuerte Bus spuckte sage und schreibe 50 Vereinsmitglieder in Laufklamotten aus. Die Plätze 2 und 3 gingen dieses Jahr sehr billig weg: die SG Dresdner Bank Frankfurt meldete 10, die SG Fechenheim 9 LäuferInnen an.

 

Hatte es morgens bei der Anreise noch geregnet, meinten es die Wettergötter während des Wettkampfs gut mit uns – gegen 8.30 h, also ½ Std. vorm ersten Startschuß, hörte es auf und fing auch erst auf der Heimfahrt wieder an. Zwischendurch muß es wohl einfacher gewesen sein, einen Sack Flöhe zu hüten, als die vorwitzigen Regenwolken im Zaum zu halten, hin und wieder nieselte es leicht, aber das konnte niemanden erschüttern. Ein bißchen schwül wurde es dadurch zeitweise, aber im Sommer muß man üblicherweise mit viel laufunfreundlicheren Bedingungen rechnen.

 

Der 10er startete pünktlich um 9 h, der Schuß für die Halbmarathonis hallte 10 min später, zwischendurch wurden noch die Jedermänner auf ihre 5 km lange Strecke geschickt. Die beiden langen Strecken sind keinesfalls anspruchslos, weil sehr wellig - und führen zuerst, vom Schulsportplatz weg, einen guten km durch den Ort, dann einen weiteren Kilometer durch freies Feld, dann wieder gut 2 km durchs Dorf (viel Verkehr gibt’s sonntags um diese Uhrzeit auch auf der Hauptstraße wenig, Behinderungen daher auch keine), dann folgt ein 5 km langes Stück durchs Feld, entlang der Bahnstrecke der S5 zwischen den Bahnhöfen Stierstadt und Rödelheim und am Rande des Steinbacher Gewerbegebietes, bevor die Halbmarathonis auf die 2. Runde geschickt werden, deren Beginn statt durch Stierstadt durch den Steinbacher Wald führt, bevor sie wieder auf die Trasse der ersten Runde führt. Das km 9-Schild des 10ers steht am dem Sportplatz gegenüberliegenden Punkt der Stierstädter Gesamtschule, von da geht’s erst mal ein Stück bergab und eben, bevor einen der letzte fiese Anstieg auf die Aschenbahn des Sportplatzes bringt, auf der man noch mal ca. 250 m zurücklegen muß, bevor man aufatmend unterm Zielbanner durchlaufen kann. Dieser letzte Anstieg hat es wirklich in sich, wenn man oben um die Ecke auf die Bahn einbiegt, hat man das Gefühl, man klebt am Boden fest. Den Pulsmesser kann man sich bei diesem Lauf übrigens (er)sparen, zu lange läuft man entlang der Bahnstrecke mit ihren störenden Einflüssen.

 

Auffallend war, wie viele TeilnehmerInnen, die aufgrund ihrer Plazierung eigentlich einen Pokal hätten mit nach Hause nehmen können, es leider vorgezogen hatten, nicht mehr auf die Siegerehrung zu warten, obwohl diese bereits um 12.15 h anfing, ca. 30 min, nachdem die letzten Halbmarathonis im Ziel waren. Schade drum. Zumal das „Rahmenprogramm“ mit diversen heißen und kalten Getränken, heißen Würstchen, belegten Brötchen und Unmengen an Kuchen wohl kaum einen Wunsch offen ließ. Auch Rainer Kühn aus Hattersheim, Sieger der Altersklasse M40 im 10 km-Lauf und im Rhein-Main-Gebiet auch bei vielen Veranstaltern bekannt für sein Faible für Kuchentheken (er sucht sich seine Startorte sogar hin und wieder nach der Qualität der Theken aus), sparte nicht mit Lob für das Angebot des TV – und schlug kräftig zu (die Verfasserin dieser Zeilen ließ sich allerdings mit 4 Stücken auch nicht lumpen).

 

Die sportlichen Sieger des Tages waren der erst 24jährige Silvio Welkner vom TSV Krofdorf, der den 10er mit 34:06 min gewann, die noch fünf Jahre jüngere Anja Schulte von der LAZ Lahn-Aar-Diez, die sich über diese Strecke mit 38:31 min gegenüber ihrer Konkurrenz durchsetzte (und damit in der Einlaufliste immerhin auf Platz 12 landete), Martina Maul (Jahrgang 1978) vom Offenbacher LC als Siegerin des Halbmarathons in 1:33:01 h sowie Getachew Muluneh Tesse (als 63er ganz oben in der M30) vom TSV Grävenwiesbach, der den Halbmarathon als Gesamtsieger bei den Männern in 1:19:32 h für sich entscheiden konnte, nachdem er wohl lange Jochen Diedrich und Kurt Kolo die Führungsarbeit überließ.

 

Die gesamte Ergebnisliste ist unter www.tvstierstadt.de einsehbar, dort findet man dann zu gegebener Zeit auch die Ausschreibung für den nächstjährigen 19. Stierstädter Kerbelauf.

... und hier geht's zu der Vorankündigung, die 4 Wochen vorher im Netz war

beides geschrieben für laufreport.de