Marmor, Stein und Eisen bricht,

   

.. aber der Volkslaufansturm nicht...

 

Allen Unkenrufen und Befürchtungen zum Trotz, hielt der 19. Stierstädter Kerbelauf der Ironman-Konkurrenz im benachbarten Frankfurt heute eisern stand. Gegenüber dem Teilnehmerrekord des Jahres 2002 konnte man heute sogar noch kräftig einen drauflegen und zählte insgesamt 522 Finisher über alle vier angebotenen Läufe.

 

Starts gibt es allerdings nur drei im Oberurseler Stadtteil Stierstadt. Wie das? Ganz einfach: die WalkerInnen und LäuferInnen über 5 km werden gemeinsam (und als letzte Gruppe) auf die Strecke geschickt, auch wenn es dafür zwei unterschiedliche Wertungen gibt. Über diese Distanz kamen immerhin auch in Summe 43 Leute wieder ins Stadion hinter der Gesamtschule zurück, von wo aus sie auch losgelaufen waren.

 

Morgens früh um 7 ist die Welt ja eigentlich noch in Ordnung und es ist sicher auch eine schöne Sache, wenn der erste Blick aus dem Fenster blauen wolkenlosen Himmel und Sonne zeigt, die beide um die Wette strahlen und das auch noch an einem Sonntag im Juli. Wer allerdings vorhat, sich im Freien sportlich zu betätigen, der weiß spätestens jetzt: das wird ein heißes Ding. Allerdings hatte Petrus einmal mehr ein Einsehen mit den LäuferInnen und schickte noch ein bißchen Wind in den Vordertaunus. Und so kam es, daß es trotz fast schattenfreier Streckenführung durch die Felder um Stierstadt nie wirklich unerträglich wurde. 2 Wasserstellen über 10 km und 4 über Halbmarathon sorgten außerdem für wohl ausreichende Abkühlung. Ein einziger Läufer übernahm sich offenbar und mußte nach seinem Zieleinlauf noch ins Krankenhaus gefahren werden, ansonsten hatte das große Helferteam des TV Stierstadt keine Versorgungsnöte.

 

Nachdem alle pünktlich und reibungslos in den Besitz ihrer Startnummern gekommen waren, wurden die 228 10 km-Läufer um 9 h als Erstes auf die Strecke geschickt. Der Lauf war von Anfang an fest in rheinland-pfälzischer Hand. Axel Gümtke vom TuS Wallmerod führte schon beim Verlassen des Sportplatzes und gab diese Führung auch in den kommenden 32:44 min nicht mehr ab. Er mußte nach seinem Zieleinlauf mehr als 2 ½ min warten, bis sich Andreas Schütz vom TV Eitelborn (35:05 min) und sein Vereinskollege Christian Hannappel (35:17 min) zu ihm an die Zielverpflegungsstelle gesellten. Wallmerod und Eitelborn sind beides Gemeinden, die jenseits der hessischen Grenze am bzw. im Naturpark Nassau liegen – für „unsere Nachbarn“ hat sich die doch etwas weitere Anreise von über 80 km jedenfalls gelohnt, denn auch der Gesamt-Zehnte Joachim Ott kommt aus Wallmerod. In der starken Altersklasse M30 wurde er damit allerdings nur 6. Das liegt aber sicher auch daran, daß in Stierstadt nach wie vor nur 10er-Altersklassenwertungen vorgenommen werden, um sich die Pokale für die jeweils ersten drei jeder Altersklasse bei der doch recht geringen Startgebühr von 4 Euro (5 für NachmelderInnen, 2,50 für die 5 km-LäuferInnen) leisten zu können.

 

Bei den Frauen blieb alles beim Alten, denn die Siegerin des Jahres 2002 war auch die von 2003: Alina Schulte vom LAZ Diez kam als 16. gesamt über die Ziellinie und hatte mit 40:31 min knapp 2 min Vorsprung auf ihre Schwester Birte, die 42:29 min benötigte, um die 10.000 nicht ganz flachen Meter zurückzulegen. Dritte wurde Petra Malm-Hanappel vom SC Allemania Dreikirchen – und damit auch eine Rheinland-Pfälzerin aus dem Naturpark Nassau.

 

Die 251 Halbmarathonis starteten um 9.10 h. Da der erste Teil ihrer Strecke fast identisch ist mit der „Kurzstrecke“, kam es nach einigen Kilometern zur Vermischung der beiden Felder, was die ganze Sache belebte und für die TeilnehmerInnen ist eine etwas vollere Strecke, die aber überall noch ausreichend Platz für alle bereit hält, sicher auch kurzweiliger als ewig lange Stücke im Alleingang. Die Streckenposten konnten die Läufer gut unterscheiden und in die richtige Richtung lenken, denn jeder Lauf hatte seine eigene Startnummernfarbe.  Nach den ersten 10 km laufen die Halbmarathonis erst mal weg von den Wegen der ersten Runde, biegen nach links ab und kommen so in den Steinbacher Wald, der auch ein bißchen Schatten spendete. Auf dem Weg zurück Richtung Stierstadt (und ab km 15 auch wieder auf die ursprüngliche Strecke, die ab jetzt doppelt gelaufen werden mußte) hat man einen wunderbaren Blick auf die Frankfurter Skyline, die sich heute im Sonnenlicht von ihrer besten Seite zeigte. Die Hochhäuser von Mainhattan kann man von mehreren Stellen der Strecke aus sehen, aber nirgends liegen sie so offen einfach vor einem in der Ebene wie auf dieser langen Geraden. Wohl dem, der sich die Zeit nimmt, das zu genießen.

 

Im vorderen Teil des Feldes liefen die schnellsten Männer ein einsames Rennen, die Abstände waren von Anfang an ziemlich groß. Am Ende siegte Enrique Tortell von der LG Eintracht Frankfurt in 1:16:27 h vor Jochen Rolle vom TSV Friedberg-Fauerbach (1:18:57 h) und Ali Baya (Lauftreff Wetzlar, 1:20:27 h). Tommi Mäkitalo, der früher selbst in Stierstadt beheimatet war und jetzt für die LG Bad Soden-Neuenhain startet, konnte seine Pläne vom Angriff auf den Streckenrekord nicht realisieren und kam als Vierter in 1:20:41 h ins Ziel  Zufrieden mit Rang 8 und damit dem 1. Platz in der M20 war Christian Messerschmidt von der LG Offenbach. Nach einem 35 km-Lauf gestern sind 1:23:49 h ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann. Die vielen Kilometer, die Christian da runterspult, sind seine Vorbereitung für Davos in 14 Tagen, wo er sich auf dem K78 erstmals überhaupt an eine Ultradistanz heranwagen will.

 

Die Siegerin über 21,1 km hieß heute Christina Richard. Sie startet für den LC Mengerskirchen und brauchte 1:34:29 h für die profilierte Strecke. Eine Minute und 53 Sekunden nach ihr erreichte Caroline Volz vom MTV aus Kronberg das Zielbanner und als dritte Frau lief Steffani Janko vom TSV Niederdorfelden nach 1:43:06 über die Ziellinie. Auch Steffani will sich in zwei Wochen am K78 versuchen, genau wie ihr Freund Frank Stephan, einem LG-Offenbachler, der heute 6. über 21,1 km wurde (und gleichzeitig auch 6. in der M30).

 

Das Freßpaket für die meldestärkste Truppe gewann wieder einmal der Lauftreff Wetzlar, der jedes Jahr mit einem Bus anreist, damit alle trinken können, was sie wollen, um einen schönen Laufvormittag gemeinsam feiernd ausklingen zu lassen.

 

Bei der Siegerehrung glänzten leider vor allem viele Platzierte des 10ers durch Abwesenheit, aber das mag zum Einen daran liegen, daß die Ersten schon 3 Stunden im Ziel sind, bis die Urkunden und Pokale verteilt werden, zum Anderen vielleicht auch daran, daß manch einer sich nachmittags noch in die Stadt begab, um zu sehen, wie die Eisenmänner und –frauen sich durch die Hitze des Tages kämpften.

 

Ergebnisse usw. gibt's unter www.tvstierstadt.de

für laufreport im Juli 2003