Dann werde ich zum Werwolf und heul’ Dich an um Mitternacht

   

... und wer unter 4:53 h blieb beim weltweit ersten Vollmondmarathon am 31. Juli 2004 im „Nürnberger Hinterland“ (genaue Bezeichnung: Im Naturpark Frankenalb im Nürnberger Land – Rund um Lauf a. d. Pegnitz und Schnaittach), der konnte das sogar direkt im Zielbereich tun. Gestartet wurde nämlich um 19:07 h und damit eine Stunde nach dem astronomischen Vollmond (wobei so mancher Wetterdienst und andere Internetseiten meinten, Vollmond wäre um 20:06 h)

 

Im Oktober 2003 hatte Martin Linek, Vielen durch seine eigenen verrückten Laufunternehmungen (zum Beispiel 3 Marathons in 3 Ländern an 3 aufeinanderfolgenden Tagen) bekannt, die Idee für diesen außergewöhnlichen Lauf. Daß der bereits im November auf ein Wochenende fallende Vollmond doch ein bißchen ZU kurzfristig war, sah selbst Linek ein und so wurde der nächste Samstagsvollmond ausgeguckt. Netterweise war das dann auch gleich noch ein sogenannter Blue Moon. Dieser Begriff umschreibt die selten vorkommende Tatsache von 2 Vollmonden in einem Kalendermonat.

 

Aber auch mit einem Vorlauf von 9 Monaten ist es nicht so einfach, einen Marathon auf die Beine zu stellen. Zu viel Diskussionsbedarf besteht mit Behörden und Sponsoren und so mußte nur wenige Tage vorm Startschuß die Strecke teilweise grundlegend geändert werden. Waren anfangs 70% Asphalt und 30% Waldwege im Gespräch und in der Ausschreibung, kehrte sich dieses Verhältnis am Ende genau um – da freuten sich die Landschaftsläufer unter den Teilnehmern, die Asphaltliebhaber guckten ein bißchen merkwürdig.

 

Tatsächlich hatten die 42,195 km (vermessen mittels CD und mit dem Rad nachgemessen) teilweise wirklich Trail- und Crosscharakter. Es gab wurzelige und/oder steinige Wege, Sandboden, man wurde querfeldein durch Wiesen geschickt – und das alles am Ende bei Stockdunkelheit. Der restliche Teil waren befestigte Wald- und Feldwege und natürlich Asphalt dort, wo durch Ortschaften oder kurze Stücke an Landstraßen entlang gelaufen werden mußte. In Lauf an der Pegnitz war außerdem ein bißchen Kopfsteinpflaster angesagt, aber das war bei km 10, man war noch frisch und die hübsche Altstadt von Lauf entschädigte für die Bodenunebenheiten.

 

Der Name „Frankenalb“ läßt schon vermuten, daß die Strecke alles andere als flach ist. Und so kann man sie durchaus auch mit dem Prädikat „anspruchsvoll“ versehen. Durch die kurzfristige Änderung stimmt das Höhenprofil auf der Homepage nicht mehr, das den letzten wirklich kräftigen Anstieg bei km 25 avisiert. Tatsächlich kam der letzte richtige Berg da, wo oft der Mann mit dem Hammer steht, nämlich jenseits der 30. Und auch danach war’s weder topfeben noch brettflach, stark negatives Gefälle war sogar bei km 42,1 noch angesagt, ins Ziel mußte man sich eine Böschung und dann die letzte Steigung hochkämpfen. Alles in allem hat mich das Streckenprofil teilweise an Bad Arolsen erinnert, die 490 Höhenmeter (nur rauf) sprechen für sich.

 

Der namensgebende Vollmond versteckte sich anfänglich noch hinter dichten Wolken, erbarmte sich dann aber und nahm orange glühend am Himmel Platz – alleine für solche Momente lohnte es sich schon, sich auf der Marathonstrecke zu bewegen. Die Läufer des „Alternativprogramms“, nämlich des 15 km-Laufs, waren um diese Uhrzeit schon längst wieder im Ziel angekommen.

 

Start, Ziel und „Partyraum“ befanden sich im Hof der Wolfshöher Brauerei, hier fand auch die Pastaparty ohne Pasta (sondern mit einem Knolleneintopf frei nach Charly Doll, der vielen ordentliche Magen-Darm-Störungen verursachte) statt. Übernachtet werden konnte direkt auf der Wiese hinter der Brauerei oder im Badsaal im benachbarten Schnaittach, wo sich auch die Duschen befanden. Von 21.30 h bis 3 h morgens war ein Pendelbusverkehr eingesetzt, der alle wohlbehalten nach Schnaittach und auch wieder zurück brachte. Und wer am nächsten Morgen noch frühstücken wollte, konnte das im Freibad von Schnaittach tun und bei Bedarf auch gleich noch eine Runde schwimmen.

 

Was an Verpflegung beim Frühstück vorhanden war, das wirklich keinen Wunsch offen ließ (sogar ein Kuchenkorb war vorhanden), fehlte dummerweise an der Strecke. Zwar waren ausreichend Verpflegungsstellen installiert, aber außer Wasser, Banane und Müsliriegel gab’s nichts. Erst ein paar Tage vorm Lauf war auch noch ein Sponsor abgesprungen, das avisierte Iso fehlte somit gänzlich – und bei Temperaturen von 28° am Start und durch das Profil überdurchschnittlicher Laufzeit reicht Wasser alleine eben den Wenigsten – und selbst im Ziel bekam man einfach eine Wasserflasche in die Hand gedrückt. Der austeilende Helfer (einer von ca. 70 incl. Streckenposten und Freiwilliger Feuerwehr) war am Ende schon ziemlich genervt, oft mußte er sich wahrscheinlich einige Unnettigkeiten anhören.

 

In der Ausschreibung stand eindeutig, man solle auf jeden Fall mit Lampe auf die Strecke gehen. Es gab Viele, die dies ignorierten und das rächte sich dann auch für Einige. Manch einer behalf sich, indem er sich auf den dunkelsten Stücken an Läufer mit Lampen anschloß, den eigenen Rhythmus muß man dann halt sausen lassen und hoffen, daß die Lampenträger nicht zu schnell werden. Der Verlauffaktor war vorhanden, wenn auch nicht überwiegend. An manchen Weggabelungen im Wald mußte man, wollte man sicher gehen, auch richtig zu laufen, schon mal stehen bleiben und die auf den Boden gemalten Pfeile suchen. Manchmal half auch das nächste Kilometerschild, das im Lampenlicht an einem der nächsten Bäume schimmerte. Wer hier auf schnellem Kurs war und sich nicht aus dem Tempo bringen lassen wollte, konnte schon mal leicht einen Schlenker übersehen und lief in die Irre.

 

Und dann waren da noch die Funktionsshirts, in denen gelaufen werden sollte. Jedes Shirt war mit dem Namen seines Trägers und der Startnummer bedruckt, Nachmelder mußten nach 1-2 h wiederkommen und bekamen dann ihr Shirt druckfrisch auf den Tisch – eine nette Idee, auch wenn nicht jeder begeistert davon ist, im nagelneuen, also ungewaschenen, Shirt zu laufen. Zudem handelte es sich um relativ dicke Kurzarmshirts, die viele gerne gegen ein Singlet getauscht hätten. Die ursprüngliche Information war, daß der Bipchip in das Shirt eingenäht wäre und so hatten auch nur wenige Läufer tatsächlich eine Alternative dazu in die Sporttasche gepackt. Letzten Endes steckte die Startnummer mit der Induktionsschleife nur hinten in der Shirttasche und man konnte sie natürlich einfach ans Startnummernband oder ein anderes Shirt heften.

 

Der schnellste Mann der Nacht war ein M50er: der Franke John Stackmann von der LG Erlangen erreichte das Ziel nach 3:04:18 h, auf Platz 2 folgte nur 24 sec. dahinter Bernd Strotmann vom TuS Sythen 1923. Wolfgang Vogt von der LG Monheim-Baumberg brauchte als Dritter 3:07:58 h.

 

Bereits auf Platz 18 der Gesamtergebnisliste findet man die erste Frau. Gertrud Härer von der LG Bamberg brauchte 3:26:15 h bis zum Zeitnehmer von Team-Soft. Monika Pfandorfer brauchte als Zweite 2:57 min mehr, Iris Bischoff kam als Dritte nach 3:30:29 h ins Ziel.

 

Insgesamt weist die Ergebnisliste 218 Männer und 49 Frauen im Ziel aus, die Aussteigerquote ist mir leider unbekannt, dabei wäre die doch mal recht interessant.

 

Zusätzlich finishten 19 Walker über 42,195 km, ihre Zeiten betragen zwischen 5:36:16 und 6:53:37 h. Die Marathonwalker wurden 2 h vor den Läufern auf die Strecke geschickt.

 

Über die zeitgleich mit den Laufmarathonis gestarteten 15 km kamen 312 LäuferInnen und 71 WalkerInnen wieder auf der Wolfshöhe an.

 

Der schnellste Kurzstreckler war Hartmut Grasser vom SC Egloffstein, der nach 1:01:41 h ins Ziel kam. 3:14 min später war Thorsten Eckert vom QSC Nürnberg fertig und Thomas Oppelt vom SV Kirchahorn brauchte 1:05:52 h.

 

Die ersten drei Frauen belegen die Plätze 7-9 der Gesamteinlaufliste. Mit 1:08:34 h hatte Elfie Hüther vom VfB Salzkotten die Nase 25 sec. vor Erika Hajner (DAV Röthenbach) und 51 sec. vor Elke Eichinger (LT Winnenden)

 

Mit von der Marathonpartie waren auch Jeffrey Norris und Roland Blumensaat aus Nürnberg. Diese beiden waren ein besonderes Gespann, denn Jeffrey ist blind und Roland hatte ihn an der Leine. Aufgrund des schwierigen Geläufs und der Dunkelheit kann man diese Nachtführung getrost als Meisterleistung ansehen. 4:55:51 h brauchten die beiden für die großen Runde von der Wolfshöhe auf die Wolfshöhe.

 

Fazit: ein Marathon der Marke „der Weg ist das Ziel“ – schöne Landschaft, die man im Hellen noch richtig genießen kann. Die Kinderkrankheiten, ob vermeidbar oder unvermeidlich, können beim zweiten An-Lauf am 19. August 2005 gut ausgemerzt werden. Infos und Ergebnisliste gibt’s unter www.vollmondmarathon.de