Die Sonne, die Sonne,
die Sonne so rot |
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Der Mittsommerlauf in Hofheim-Wallau findet zwar nicht wirklich in der Mittsommernacht statt, aber doch sehr nah dran – und gehört offenbar zu den beliebtesten Laufveranstaltungen in Hessen – geradezu umwerfend ist die Statistik. Für diesen Freitag lagen schon über 2.000 Voranmeldungen vor und die Veranstalter warnten schon Tage zuvor per Email vor evtl. katastrophalen Parkplatzproblemen. Soweit ich es mitbekommen habe, blieb das befürchtete Chaos aber wohl aus. Insgesamt konnten die Wallauer mit der stattlichen Zahl von 2.097 Finishern aufwarten: 1.177 im 10 km-Hauptlauf, 481 im 3 km-Schnupperlauf und 439 Kids im 1 km-Bambinilauf. Die 150 HelferInnen hatten alle Hände voll zu tun mit Startnummernausgabe, T-Shirt-Verteilung (fast jeder, der sich bis zum 09.06. vorangemeldet hatte, bekam ein Shirt. FAST jeder – zahlenmäßig waren die nämlich auch limitiert, mit der um fast 40% gestiegenen Teilnehmerzahl hatte man so nicht gerechnet), Zielkontrolle und Verpflegung (nach dem Lauf in Form von Getränken, Grillwurst, belegten Brötchen und massig Kuchen). Leider habe ich nicht herausbekommen, was es mit den 3 Verpflegungsstellen unterwegs auf sich hatte. Vorm Start sagte mir eine Helferin, offizielle gebe es nicht, aber die Wallauer Bevölkerung würde den Lauf tatkräftig unterstützen und auch Wasser verteilen. Die Wasserstellen sahen mir aber, ehrlich gesagt, mehr danach aus, als ob sie doch ganz offiziell zur Laufveranstaltung gehörten. Wie auch immer: Hauptsache ist wohl, daß bei den hochsommerlichen Temperaturen die Wasserversorgung ausreichend gesichert war. Bei km 3 stand außerdem noch ein Wallauer Biobauer mit einem langen Tisch voller köstlicher Erdbeeren – selber „pflücken“ mußte man sie nur im Vorbeilaufen vom Tisch. Lecker! Sieger
Stefan Wohllebe hatte der Tagespresse wohl anvertraut, er käme gerne nach
Wallau, weil dieser Lauf einer der schönsten sei, die er kenne. Diese
Begeisterung von Stefan kann ich so nicht teilen. Die 10 km-Strecke bewegt
sich erst durch den alten Ortskern von Wallau, führt dann kurz vor km 2
ins Feld, wo sie rauf und runter (obwohl als Flachstrecke ausgeschrieben,
aber bei solchen Temperaturen können selbst ungefähr 23 m auf 1 km ganz
schön hügelig wirken) und im Carree verläuft. Ca. bei km 7 kommt man
wieder ins Dorf, wird dort noch ein bißchen durch die Straßen und hinter
Gärten rum geschickt und läuft dann wieder hoch zum Sportgelände, wo
man noch 300 m auf der Aschenbahn zurücklegen muß, bevor man in den
Zielkanal einläuft, in dem es nur so wuselt und wo sogar noch eine zweite
Spur aufgemacht wurde, um den Ansturm zu bewältigen. Es ist mir ein Rätsel,
wie die Helfer um Zeitmaster Michael Dorsch in diesem Durcheinander noch
die richtige Reihenfolge erfaßten, zumal die rechte Zielschlange zügiger
nach vorne kam als die linke, aber offenbar klappte es, auch wenn die
Ergebnisliste ein paar ? aufweist und zumindest einer sich gar nicht hat
finden können. Das Feld im Inneren der Laufbahn ist auch ein Ascheplatz
und entsprechend staubig und trocken war die Luft. Die familiär-freundschaftliche
Atmosphäre, die so viele Volksläufe ausmacht, bleibt aus meiner Sicht in
Wallau ziemlich bis völlig aus. Über 2.000 Teilnehmer sind wohl einfach
zu viel, so viele Sitzgelegenheiten zum Apres-Lauf kann man nicht zur Verfügung
stellen und so war’s denn auch ziemlich menschenleer und still, als um
22 h endlich die Siegerehrung stattfand. Als
um 18 h die Kids auf die Strecke geschickt wurden, gab der brutalstmögliche
hessische Aufklärer, Ministerpräsident Roland Koch, begleitet von
Bodyguards, die aus einem Gangsterfilm entsprungen schienen (Pulp fiction
läßt grüßen), den Startschuß und badete dann in der Läufermenge, wo
er auch die Teilnehmer der Mannschaft der Hess. Staatskanzlei begrüßte,
die „hier läuft der schlanke Staat“ auf der Rückseite ihrer T-Shirts
stehen hatten. Diesen Lauf gewann einmal mehr Lisa Hübner von der LG
Eintracht Frankfurt, die diese 1.000 ebenfalls nicht ganz flachen Meter in
tollen 3 Minuten und 14 Sekunden zurücklegte (und damit einen neuen
Streckenrekord aufstellte) – Lisa ist Jahrgang 1990 und trainiert nach
eigenem Bekunden 2x pro Woche – wir werden sicher in den nächsten
Jahren noch einiges von ihr hören bzw. lesen. Als Zweiter (und damit
erster Junge) kam ihr gleichaltriger Bruder Erik in 3:20 min ins Ziel. Als
nächstes gingen die Schnupperläufer um 18.45 h an den Start, um 3 km
durch Wallau zu laufen. Hier siegte Thomas Gmelch von Lufthansa
Sportverein mit einer Zeit von 9:36,8 min. Die schnellste Frau war Ute
Wilsch (TG Obertshausen), die in 10:42,3 min als Gesamt-Sechste das Ziel
erreichte. Um
19.30 h knallte dann der Startschuß für das Hauptfeld. Beschriftete
Ballons hatten vorher markiert, wo man sich einreihen konnte und sollte,
die Ballons waren, in 5-Minuten-Schritten, mit geschätzten Zielzeiten
beschrieben – wie sich herausstellte, waren viele LäuferInnen einmal
mehr nicht willens und/oder in der Lage, sich entsprechend ihrem
Leistungsvermögen einzuordnen. Ich hatte mich genau in Höhe des Ballons
„50 min“ hingestellt – und war von Anfang nur am Überholen, auch
viele LäuferInnen, die ab km 7 jede kleine Steigung gehend zurücklegten,
was mit Sicherheit nicht nur der Hitze zuzuschreiben war. Gemäß dem
Motto „die Letzten werden die Ersten sein“ möchte ich einfach und zur
Abwechslung zuerst mal die drei LäuferInnen erwähnen, die zuletzt ins
Ziel kamen, denn auch sie haben diese 10 heißen Freitagabendkilometer mit
Bravour gemeistert: Annette Becker aus Wiesbaden in 1:27:53 h, Kathrin
Lindner aus Frankfurt in 1:27:25 h und Manfred Hessemer vom TV 1860
Hofheim in 1:23:32 h. Wie schon erwähnt, siegte Stefan Wohllebe von der
TV Waldstraße Wiesbaden mit Startnummer 1000 in 33:30,7 min vor Eckart
Baier (TSV Crailsheim, 34:32,7 min) und Gert Boch (Wolfs Running Team,
34:46,9 min). Die Frauenkonkurrenz gewann Kerstin Hoffmann vom TV
Herxheim, die mit 39:39,5 min als Gesamt-39. wohl so was wie einen
Schnapszahlenlauf hinlegte. Zweite wurde Steffi Struschka (PSV Kassel,
40:15,4 min), Dritte Ursula Hammer (Mainzer Montagsläufer, 42:24,2 min). Ergebnisse
und Infos findet man unter www.mitsommerlauf.de
- ein Link, den man sich auch fürs nächste Jahr gleich markieren kann,
denn die Seite ist nur diesem Lauf gewidmet. Ich für meinen Teil glaube
nicht, daß ich diesen Lauf unbedingt noch mal wiederholen muß, aber wer
weiß schon, was in einem Jahr ist.... für laufreport im Juni 2002 |
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