Mein 5. Marathon am 5.5. |
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01.
Mai: Seit Anfang Februar trainiere ich eisern auf diesen Tag hin - in
Würzburg will ich unbedingt das erste Mal unter 4 h laufen. Morgen früh
steht noch ein langsamer lockerer 5er auf dem Trainingsplan - und das
war's dann. Ich kann nichts mehr machen, außer auszuruhen, ordentlich zu
essen und viel zu trinken. Und zu versuchen, mich nicht allzu verrückt zu
machen.
06. Mai: yippieh - es hat geklappt! Heute früh tun mir die Beine nur ein wenig, dafür aber Rücken und Nacken umso mehr weh - aber wen juckt's. 3:59:39 h ist wohl das, was man landläufig eine Punktlandung nennt. Die erste Hälfte in 1:59:36 h und die zweite in 2:00:03 h sieht eigentlich nach "supergleichmäßig" aus, war's aber mitneffen. Das erste Mal bin ich einen Marathon richtig strategisch und auf Zeit angegangen und wollte meinen Puls eigentlich unter 156 halten, aber das ging nur insgesamt 19:50 min, obwohl ich im Training bei gleicher Geschwindigkeit deutlich und locker drunterliege. Ich schreib's dem erhöhten Adrenalinspiegel zu und ziehe daraus für das nächste Mal meine Lehren :-) - da lasse ich mich dann nämlich einfach nicht mehr von meinem Pulsi stressen, hoffe ich. Aber wie war's nun in Würzburg? Nach dem wirklichen Mistwetter des Samstags (ich war trotz Schirm bis auf die Haut naß) hatte sich in mir (und mit Sicherheit vielen anderen auch) der Horror vor Sonntag breitgemacht. Aber wider alle Befürchtungen hatte es sich am Samstag aus- statt eingeregnet und die erste Amtshandlung nach dem Weckpiepen meiner Pulsuhr um 6 h war ein von einem Aufatmen begleiteter Blick aus dem Fenster auf eine trockene Straße (wie schon in meinem Lich-Bericht erwähnt, glaube ich langsam, daß Petrus Läufer ist *g*). Als ich nach einem (wieder mal reingequälten) Minifrühstück, das den getrunkenen Ultra-Starter ergänzte, gen Start ging, kam sogar schon mal ein bißchen Sonne durch die blauen Löcher in der grauen Wolkendecke. Ich war um 8 h mit Eric, Gunter und Rainer von passtschon98 verabredet, die erst morgens angereist waren und deren Startunterlagen ich tags zuvor schon abgeholt hatte. Sie parkten nicht weit weg und so konnte ich mir die normale Gepäckaufbewahrung sparen und wir brachten meine Sachen noch an Gunters Auto - wo ich dann auch das ursprünglich angezogene langärmlige Funktionsshirt noch gegen ein kurzes tauschte. Die Laufbedingungen waren optimal - 10°C auf meiner ersten Runde, 2° wärmer auf der 2. - die kurzen Tights und das kurze Shirt unterm Trikot, ergänzt anfänglich durch Handschuhe, waren eine gute Wahl. Pünktlich um 9 h machte sich das große Feld auf den Weg - neben der Marathonstrecke kann man in Würzburg auch für den HM melden und dieses Angebot nahmen viele wahr. Etwas ungewöhnlich war vorm Start der Einzug der Gladiatoren, nämlich der kenianischen Spitzenläufer - die kamen unter dem Applaus der Freizeitsportler in einer Reihe von hinten durch das Feld. So bekamen wir die Jungs wenigstens auch mal zu Gesicht (ich hab' sie kurz vor km 2 nochmal gesehen, als sie mir entgegenrannten). Los ging's Richtung WÜ-Zellerau. Auf den ersten 1,5 km waren die auf dem Bürgersteig geparkten Autos teilweise etwas lästig, weil die dichte Läuferschar den Bürgersteig als Teil der Laufstrecke nutzen mußte, um voran zu kommen. Vielleicht sollte man bei der Orga überlegen, im nächsten Jahr nicht nur "Wegfahren zw. 9 und 15 h verboten"-Schilder aufzustellen, sondern gleich das Parken dort vorne zu verbieten. Draußen in Zellerau kam die erste von zwei Wendeschleifen pro Runde - und ein ganzes Stück kommen einem hier die schnelleren LäuferInnen entgegen, was ich persönlich ja immer sehr nett finde - man sieht auf dem Rückweg außerdem, daß da auch hinter einem noch Leute kommen :-). Zurück ging's umgekehrt durch den Zielbereich und dann raus nach Heidingsfeld, wo die zweite Wendeschleife wartete. Dort unten stand ein agiler Helfer, der dauerhaft rief (auch in der zweiten Runde noch), daß wir alle klasse sind und daß das jetzt die letzte Wendeschleife der Runde ist, wir es also bald geschafft haben. Unten in Heidingsfeld gab es einen Streckensprecher, bei km 19/38 einen zweiten und der VänMäään stand kurz hinter km 20/40 in der Würzburger Altstadt. Nach einer Schleife durch die Altstadt mußte man über die kopfsteingepflasterte (autsch!!!) alte Mainbrücke wieder durch den Zielbereich und es war bemerkenswert, WIE leer die Strecke nach der ersten Runde wurde. So richtig weiß ich nicht, was die Veranstalter dazu veranlaßt hat, die Strecke als flach und nur mit 7 Höhenmetern pro Runde anzupreisen. Es gibt fast keinen wirklich brettflachen km, irgendwo muß man immer über Brücken, unter Brücken durch (also auch runter-rauf) oder längergezogene ansteigende Straßen entlang. Was ich auf der ersten Runde schon mißtrauisch bemerkte, tat auf der zweiten Runde dann teilweise richtig weh. Der Streckenverlauf ist teilweise eher langweilig, weil immer geradeaus, aber auch schön fürs Auge - z.B.: links die Weinberge (rechts das Gewerbegebiet von Heidingsfeld, also Blick eher links) oder auch Ausblicke auf die Altstadt mit ihren Türmchen und die Festung Marienberg (NICHT die Residenz - danke Rieke) oben auf dem Berg über Würzburg. Zuschauer sind auf langen Teilen auch eher Mangelware, aber da dort, wo was los war, alle Trillerpfeifen zu haben schienen (was einige Läufer wohl eher nervte, ich hab's irgendwann gar nicht mehr gehört), taten die Ruhestrecken auch richtig gut. Hatte ich bei meinen früheren Marathons meinen Einbruch schon zw. km 26 und 30, blieb der DA diesmal völlig aus, bei km 32 lag ich optimal in der Zeit: 3:02 h, das waren knapp 58 min für die letzten 10 km, also "locker" zu schaffen - dachte ich. Der Mann mit dem Hammer stellte mir das Bein nämlich diesmal irgendwo zw. km 37 und 38. Und da begann der Kampf gegen mich und die Uhr. Zwischendurch dachte ich wirklich mal ans Gehen, was mich weiterlaufen ließ, war wohl nur der Gedanke, daß ich, von den Bergen in Arolsen abgesehen, noch bei keinem meiner Marathons eine Gehpause gemacht hatte und gestern bestimmt nicht damit anfangen wollte. Irgendwo bei km 39 oder so schoß es mir mal durch den Kopf "Schmerzen habe ich keine, ich werde einfach nur kraftlos - dieser Baumann ist ein Weichei, mir geht's nicht anders, aber aufhören werde ICH mit Sicherheit nicht!" (kein joke!) - vielleicht hat mich auch das nochmal gepuscht, ich weiß es nicht. Fakt ist, daß ich km 40-42 (mir fehlten unterwegs oft mal die km-Schilder, das von km 9 z.B. stand umgedreht an der Strecke - Witzbolde, die sowas machen!) in 10:34 min und die letzten 200 m sogar in 52 sec. gerannt bin, irgendwann hatte ich meinen Kopf auf "tot" gestellt und bin nur noch gelaufen, gelaufen, gelaufen. Wie eine Maschine und völlig an meiner Leistungsgrenze. Nur noch mit Tunnelblick "Augen zu und durch". Zum Glück mußte diese Phase nur noch ein paar wenige km anhalten, ich weiß nicht, wie weit ich das so noch geschafft hätte. Im Ziel angekommen, muß ich "richtig Scheiße" (O-Ton Rainer - danke! Wozu braucht man Feinde bei solchen Freunden *g*) ausgesehen haben und so fühlte ich mich, ehrlich gesagt, auch. Die große Freude über diesen Quantensprung (immerhin stand meine alte Bestmarke ja bei 4:23:06 h) kommt jetzt so langsam erst auf. Mein allzeit bereiter Trinkgürtel hat mich übrigens dieses Mal das erste Mal wirklich genervt und behindert, zum Glück sah ich gegen Ende der ersten Runde auf der Brücke einen Bekannten aus Frankfurt, der sein Augenmerk eigentlich auf einige Spiridonis gelegt hatte, gab' ihm meinen Gurt und bat ihn, diesen mit nach Frankfurt zu nehmen. Ich war heilfroh, ihn los zu sein. Die Getränke an den Verpflegungsstellen reichen wirklich aus, mir fehlte ein bißchen der Tee, das Wasser war mir an manchen Stellen echt zu kalt. Und der bei km 20 angekündigte Buffer wurde von den Helfern als "ISOOOO" ausgerufen und auch auf meine Rückfrage als Iso tituliert - also habe ich ihn stehen lassen, um mir dann anschließend erzählen zu lassen, daß Iso eigentlich tatsächlich Buffer war. Shit happens. Klasse fand ich übrigens das alkoholfreie Weizenbier im Ziel - das brachte meine Lebensgeister zurück. Fazit: alles in allem ist der WÜ-Marathon eine schöne Veranstaltung, die Orga sollte vielleicht nur noch an der Duschsituation feilen: bei den Frauen waren 3 von 6 vorhandenen Duschen im Hallenbad eiskalt, bei den Männern war das Verhältnis wohl "6/7 kalt". |
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Ein bißchen Statistik gibt's auch noch: Ich bin als 91. Frau ins Ziel gekommen (unter den ersten 100 - woooooow, 208 waren's insgesamt), und als 23. in der W40. Der Sieger Isaiah Sanga aus Kenia lief phantastische 2:15:42 h (und hatte damit 5 min Vorsprung auf den 2.) die Siegerin Martina Groß vom MTV Kronberg 2:56:26 h. Insgesamt gab es 1.476 Finisher auf der Marathonstrecke. Der älteste Teilnehmer war Dr. Heinrich Gutbier, der dieses Jahr 79 wird und die Strecke noch in 3:45 h zurücklegte, vor 2 Wochen in Erlangen war er 2 min langsamer. Ich bin immer wieder fassungslos und fast schon ehrfürchtig, wenn ich sowas sehe/lese/höre. SO stelle ich mir mein Altenteil auch vor. | |||
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Und wen es interessiert, wie ich trainiert habe, der klicke HIER (Trainingsplan von Axel und Jörg Schaffelhofer von www.ausdauersport.com) | |||