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Verhältnis 2:1 beim ersten Zermatt-Marathon am 06. Juli 2002 |
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Auf
jeden Läufer kam etwa ½ Helfer beim Debut des Zermatt-Marathons – und
ich war eine von ihnen. Schon lange hatte ich mir vorgenommen, den
Marathon auch mal von der „anderen Seite“ aus zu beobachten und in
Zermatt konnte ich das außerdem noch mit ein paar Tagen Urlaub verbinden,
also meldete ich mich bereits im Dezember 2001 bei Waldemar Schön, dem
Projektleiter, die Orga hatte via Internet „Freiwillige vor“ gerufen.
Meine (nichtlaufende) Freundin Claudia, die kurzentschlossen „mailde
mich mit an“ gesagt hatte, und ich hatten den schönsten Helferjob, den
ich mir habe vorstellen können: wir waren dazu „verdonnert“, den
Finishern die wohlverdienten Medaillen umzuhängen. Und wir hörten von
vielen Einlaufenden, was ich selbst nach jedem Marathon auch so empfinde:
DAFÜR sind wir hier hochgekommen – die Medaille als quasi Fleisch
gewordene Realisierung des gerade Erreichten. Unser
Einsatz begann sogar schon 7 min vor dem Startschuß im Tal. Um 9 h war
Zielhelfertreffen in über 3.000 m Höhe und dann ging’s auch bald los
mit ersten Vorbereitungshandlungen: die goldenen Medaillen mußten noch
mit den schweizerisch rot-weißen Bändern versehen werden (wohl dem, der
Hornhaut an den Fingern hat) und natürlich mußte auch noch der ganze
Rest vom Verpflegungszelt aufgebaut werden: T-Shirts aus den Kartons
packen, Medaillen drapieren, Bananen auseinanderreißen und aufhäufen,
Becher auspacken und aufstellen, Riegel kleinschneiden, warme Getränke
vorbereiten – alles wurde aufgeteilt und viele Hände waren damit beschäftigt,
alles ins Lot zu bringen, bevor der erste Läufer die Ziellinie überquerte.
Außerdem waren natürlich auch noch Garnisonen von Leuten damit beschäftigt,
das Ziel aufzubauen, die raufgebrachten Gepäckstücke zu sortieren und
das Festzelt feierfertig zu machen. Wahrscheinlich habe ich jetzt auch
noch etwas vergessen – all das sind Dinge, an die denkt man als Läufer
eher erst mal nicht. Das war auch an Bemerkungen von Bekannten zu merken,
die mich fragten, was wir denn schon ab 9 h da oben gemacht hätten, wo
doch der erste Finisher erst gut 3,5 Stunden später da war. Ich kann nur
sagen: langweilig wurde uns nicht. Da
wirklich übles Wetter herrschte (im Ziel: 0°C und stundenlang frisch
fallender Schnee), waren wir heilfroh, daß die gesamte Versorgungsstraße
in einem Zelt untergebracht war. Geheizt war es zwar nicht, aber trocken
– und die dampfenden Einlaufenden trugen dann das ihrige zur Erwärmung
der Luft bei. Eigentlich hatten wir uns auf einen tollen Ausblick bei der
Arbeit gefreut – vom Gornergrat aus hat man bei guter Sicht 29
Viertausender im Visier, aber wir sahen NICHTS. Ich war, ehrlich gesagt,
heilfroh, nicht irgendwo unterwegs den Läufern das Wasser reichen zu „müssen“
– die KollegInnen, die dort im Freien standen, waren mit Sicherheit viel
durchgefrorener als wir. Ich fand’s sehr schön und spannend, die Läufer zu sehen, wenn sie durchs Ziel waren. So viele fröhliche, glückliche, aber auch erschöpfte, in sich gekehrte und unterkühlte Leute habe ich bisher nie auf einen Haufen gesehen. Schön, wenn einem ein Unbekannter ein strahlendes „unter 6 h“ entgegenseufzt. Schön außerdem, wenn ein ziemlich weit hinten Einlaufender vor lauter Begeisterung eine (wohlgemerkt: ihm unbekannte) Helferin hochhebt und durchs Zelt wirbelt. Schön auch, wenn eine Läuferin froh berichtet, daß das ihr 39. Marathon gewesen sei und der 40. die 10. Auflage „der Jungfrau“ werde. Überhaupt – die Jungfrau: dieser Lauf war wohl Maßstab vieler „Zermattis“ und "Die Jungfrau ist ein Kinderspielplatz dagegen", "Die Jungfrau ist eine Autobahn dagegen" und "Die Jungfrau ist ein Scheißdreck dagegen" sind drei Aussagen, die ich gestern wiederholt hörte. Viele Ankömmlinge waren so durchgefroren, daß wir ihnen halfen, die Schnürsenkel zu öffnen, die Kapuze aufzubinden, die Bananen zu entschalen oder einfach auch nur ein Stück Powerbar aus dem Kistchen zu nehmen – und die Kollegen im Zielbereich haben wohl außerdem noch massenhaft Uhren abgedrückt, für die die Läuferhände zu steif waren. Da ich einige Marathonis auch persönlich und/oder via Internet kannte, war’s natürlich ein großes Hallo, als diese dann plötzlich vor mir standen und ihre heißersehnte Medaille in Empfang nehmen konnten. Nett auch die Idee, alle Namen auf die Startnummern zu drucken – so konnte man auch die Namen der Ankommenden lesen. Namen wie z.B. Horst Preißler, Julia Alter und Markus Merk (Deutschlands bester Fußball-Schiri, den ich fragte, ob Fußball nicht einfacher wäre und der, wie so viele vor und nach ihm auch, „es war hart“ oder ähnliches von sich gab) kenne ich zwar, die dazugehörigen Gesichter bisher allerdings nicht. Alles in allem war das auch aus Helfersicht ein rundum gelungener Tag und eine Erfahrung, die ich gerne gemacht habe – und ebenso gerne nächstes Jahr vertiefen möchte, wenn’s am 05. Juli zum zweiten und sicherlich nicht letzten Mal heißt „der Berg ruft“.
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